gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Die Bedeutung der Kontroll CT Bildgebung nach stumpfem Nierentrauma – eine retrospektive Studie eines Level-1 Trauma Zentrum

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susanne Deininger - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Urologie und Andrologie, Salzburg, Austria
  • Florian Wichlas - Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Salzburg, Austria
  • Thomas Freude - Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Salzburg, Austria
  • Sebastian Marcus Hubertus Deininger - independent researcher, Basel, Switzerland
  • Peter Törzsök - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Urologie und Andrologie, Salzburg, Austria
  • Maximilian Pallauf - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Urologie und Andrologie, Salzburg, Austria
  • Amelie Kanovsky - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, (SCI-TReCS) Institut für Sehnen- und Knochenregeneration, Salzburg, Austria
  • Christian Deininger - Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Salzburg, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB82-249

doi: 10.3205/21dkou564, urn:nbn:de:0183-21dkou5644

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Deininger et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Ziel unserer Studie ist die Entwicklung einer Leitlinie für kurzfristige Kontroll-CT-Bildgebung anhand des klinischen Verlaufes einer Nierentrauma-Kohorte.

Methodik: Retrospektiv wurden 107 Fälle von stumpfem Nierentrauma analysiert, welche über einen Zeitraum von über 10 Jahren im Traumazentrum der Maximalversorgung des Universitätsklinikums Salzburg behandelt wurden. 83,0% der Patienten waren männlich, das mediane Alter der Patienten lag bei 44 (15-88) Jahren. 10,3 % der Patienten nahmen Antikoagulantien ein. Die Traumamechanismen waren wie folgt: Sportverletzungen (67,3%), divers (22,4%) und Verkehrsunfälle (10,3%). Bei 57,9% der Patienten waren keine Begleitverletzungen nachweisbar, während 23,4% zusätzlich thorakoabdominale Verletzungen, 22,4% Rippenfrakturen und 7,5% andere Frakturen aufwiesen. Die Rate an isolierten Nierenlazerationen war in der Gruppe der Sporttraumata im Vergleich zum Rest deutlich höher (68.1% vs. 37.1%).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die stationäre Aufenthaltsdauer betrug im Mittel 7,4 Tage, mit durchschnittlich 1,9 Tagen auf Intensivstation. Die Trauma-Grade klassifiziert nach American Association for the Surgery of Trauma (AAST) waren in 12,1 % Grad I, 10,3 % Grad II, 32,7 % Grad III, 38,3 % Grad IV und 6,5 % Grad V. Der durchschnittliche Hämoglobin (Hb)- Verlust lag bei 1,1 g/dl, die Patienten erhielten durchschnittlich 0,4 Erythrozytenkonzentrate. Bei 93,3% wurde primär ein nicht-operatives Therapiemanagement (NOM) durchgeführt, darunter 56,0% konservative, 33,6% endourologische, und 3,7% interventionelle (Coilembolisation) Therapieansätze. 5,6% der Patienten erhielten primär eine Nephrektomie. Bei 81,3% der Patienten wurde ein Kontroll-CT nach durchschnittlich 3,3 Tagen durchgeführt. Pro Patient wurden im Durchschnitt 1,13 CTs durchgeführt. Die primäre Therapie wurde nach Durchführung des CTs in 11,3% der Fälle abgeändert, darunter 16,7% Grad III, 75,0% Grad IV und in 8,3% Grad V Nierentraumata. Unabhängige Prädiktoren für eine Therapieänderung nach CT waren hochgradiges Nierentrauma (p<0.1), die Anzahl der durchgeführten Kontroll-CTs (p<0.05) und die Anzahl der durchgeführten Kontroll-CTs2 (p<0.1). Alle Grad III Nierentraumata mit Therapieänderung waren symptomatisch (Hb-Verlust). Die Gesamtrate an Nephrektomien (primär oder sekundär) lag bei 9,4%.Unabhängige Risikofaktoren für Nephrektomie waren hochgradiges Nierentrauma (p<0.01), Geschlecht (p<0.05) und Alter (min. p<0.05). Ein signifikant reduziertes Nephrektomierisiko hatten Patienten nach Sporttraumata (Winter p<0.1, andere p<0.1).

In Anbetracht unserer Ergebnisse kann bei asymptomatischen Patienten nach stumpfem Nierentrauma Grad 1-3 auf das Kontroll-CT verzichtet werden. Bei Grad 4 und 5 Traumata sollte eine CT-Kontrolle erfolgen. NOM kann bei allen Trauma- Graden in über 90% der Fälle erfolgreich durchgeführt werden.