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Kritisch hohe Serum-Metallionen-Konzentrationen bei modularen gekoppelten Knie-Totalendoprothesen – der Kopplungsmechanismus spielt die Rolle!
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Obwohl das Problem hoher Serum Metallionenkonzentrationen bei Metall-Metall Gleitflächen (MoM) in der Hüftendoprothetik bekannt ist, so fehlen Daten bei gekoppelten Revisionskniesystemen, welche häufig ebenfalls auf MoM Kopplungen basieren. Die Anzahl der Verwendung im Rahmen von Instabilitäten, knöchernen Defekten, vor allem aber bei Knie-TEP Wechseln steigt. In dieser Studie wurden die Kobalt (Co)- und Chrom (Cr) Serumionenkonzentration von Patienten zweier modularer gekoppelter KTEPs verglichen. Hohe Serumionenkonzentrationen können zu einer Lockerung, Metallose oder ALVAL führen.
Methodik: 63 Patienten wurden mittels gekoppelter KTEP versorgt (65 Implantate). 36 mittels GenuX (Fa. Implantcast), 7 davon mit TiN-Beschichtung wurden mit 27 BPKS (Fa. Brehm) verglichen. Das GenuX hat eine MoM Kopplung mit radialem Kopf der in einer Buchse geführt wird, das BPKS - ein typisches RHK- wobei der Zapfen MoM im Tibiaplateau gleitet aber ein Teil der Lastübertragung über das PE-Inlay erfolgt. Die Nachuntersuchung erfolgte nach mindestens 12 Monaten unter Bestimmung der Co/Cr-Serumkonzentration, des funkt. Outcome (WOMAC; KSS) und der Lebensqualität (SF-12). Komorbiditäten, Komplikationen und Schmerzen wurden verglichen. Der Metallionengehalt wurde entsprechend AAOS eingeteilt: normal (< 2 µg / l), erhöht (2-7 µg / l), hoch (> 7 µg / l) oder über 20 µg / l.
Ergebnisse: Homogene Gruppencharakteristika zeigten sich in Alter (MW: 69 J.), Charlson-Komorbiditätsindex (MW: 3,1), BMI (29,2 kg/m2) und in der Anzahl weiterer Implantate. Eine signifikante Verbesserung der Outcome-Scores und des Schmerzniveaus wurde durch die Implantation jeweils erreicht, und es gab keinen Unterschied in der Lebensqualität zwischen den Gruppen (SF-12). Die Co- und Cr-Ionenbelastung zeigte signifikante Unterschiede (GenuX vs. BPKS: Co 16,3 vs 9,4; Cr 9,5 vs. 5,2 µg/l), ohne Reduktion bei Verwendung der GenuX-TIN Beschichtung. 78% der GenuX-Patienten zeigten Werte über 7 µg/l gegenüber 41% in der BPKS-Gruppe. Kein Patient der GenuX-Gruppe zeigte normale Werte unter 2 µg/l, im ggs. der BPKS-Gruppe mit 22%. Zwei GenuX wurden aufgrund einer sept.- bzw.aseptischen Lockerung explantiert, hier zeigte sich histologisch eine Metallose. Eine höhere arbeitsbezogene Aktivität korrelierte mit höheren Chromkonzentrationen. Die Metallionenkonzentration hatte keinen sign. Einfluss auf das funkt. Outcome.
Schlussfolgerung: Gekoppelte Knie-TEPs zeigen mitunter kritische Mengen an Co- und Cr-Konzentration im Serum. Das BPKS zeigte im Vergleich zum GenuX hoch signifikant geringere Metallionenkonzentrationen, was nahelegt, dass der Scharniermechanismus und die Mechanik der Lastübertragung ein entscheidender Faktor ist. Die TIN-Beschichtung hatte in unserer Kohorte keine vorteilhafte Wirkung. Scharniermechanismen sollten optimiert werden, um die Migration von Metallionen zu verringern. Höhere Arbeitsbelastung und körperliche Aktivität könnten einen Einfluss auf die Chromwerte haben.