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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Pilotprojektes zur detaillierten Erfassung von Unfällen unter Beteiligung eines Elektrokleinstfahrzeuges/E-Scooters – eine Multizenterstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander Pape - Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • Henrik Liers - Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden GmbH, Dresden, Germany
  • Uli Uhlenhof - Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden GmbH, Dresden, Germany
  • Markus Wiegand - Zentrale Notaufnahme, Städtisches Klinikum Dresden Friedrichstadt, Dresden, Germany
  • Tilo Meyner - Unfall-, Wiederherstellungs- und Orthopädische Chirurgie, Städtisches Klinikum Dresden Neustadt/ Trachau, Dresden, Germany
  • Thomas Hohaus - Unfallchirurgie und Orthopädie, Diakonissenkrankenhaus Dresden, Dresden, Germany
  • Jakob Salzmann - Unfallchirurgie und Orthopädie, Diakonissenkrankenhaus Dresden, Dresden, Germany
  • Christian Kleber - Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB77-1307

doi: 10.3205/21dkou532, urn:nbn:de:0183-21dkou5327

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Pape et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mit der gesetzlichen Freigabe der Benutzung von sogenannten "Elektrokleinstfahrzeugen" seit dem 15. Juni 2019 für den öffentlichen Straßenverkehr war in Deutschland eine sofortige Zunahme der Nutzungshäufigkeit von Elektro-Tretrollern (E-Scooter) im öffentlichen Verkehrsraum zu beobachten. Als Elektrokleinstfahrzeuge wurden im Rahmen dieser Studie neben E-Scootern auch Hoverboards, Segways, Monowheels und E-Skateboards definiert. Im realen Unfallgeschehen besitzen Unfälle mit E-Scootern nach aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik (DESTATIS) bereits eine gewisse Relevanz. Ziel dieses Pilotprojekts ist es, Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen und verletzten Personen in einem Stadtgebiet vollumfänglich zu erfassen.

Methodik: Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine prospektive, pseudonymisierte Querschnittsstudie mit einem Multicenter Design. Dabei wurden die vier großen chirurgischen Notaufnahmen in einer deutschen Großstadt als Studienstandort festgelegt. Als Studienzeitraum wurde Februar 2020 bis Dezember 2021 ausgewählt. Einschlusskriterium war ein Unfall unter Beteiligung eines Elektrokleinstfahrzeuges.Nach Aufnahme in einer der Notaufnahmen wurden die Patienten und das zuständige medizinische Personal über einen Fragebogen zum Unfall und den Verletzungsfolgen befragt. Insgesamt sollten die Patienten hinsichtlich epidemiologischer Daten, Unfalldaten, Verletzungsdaten deskriptiv ausgewertet werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten bis dato 38 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Davon waren 61% männlich. Das durchschnittliche Alter lag bei 26±15 Jahre. In 97% der Fälle verunfallten die Patienten als Fahrer eines E-Scooters. In 18% der Fälle waren auch andere Verkehrsteilnehmer beteiligt. Der E-Scooter wurde in 8% der Fälle zum Zeitpunkt des Unfalls durch mehrere Personen genutzt. Ein Helm wurde nur von 5% der Patienten getragen. In 66% der Fälle handelte es sich bei dem Unfallfahrzeug um ein Mietfahrzeug. 34% der Patienten mussten stationär aufgenommen werden. Kein Patient musste intensivmedizinisch betreut werden. Dabei handelte es sich bei 26% der Verunfallten um Frakturen, die im Bereich der Clavicula, des proximalen und distalen Femurs, des Nasenbeins und oberen Sprunggelenks lokalisiert waren. 10,5% der Patienten zogen sich ein SHT Grad 1 nach GCS mit anschließender stationärer Überwachung zu. Verletzungsschweren nach AIS-Code wurden zwischen 1 und 3 angegeben. Insgesamt konnten wir in unserer Studie zeigen, dass Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen eher bei einem jüngeren Patientenklientel auftreten. Es dominierten E-Scooter, die im Gegensatz zu Hoverboards, E-Skateboards und Monowheels durch die Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung (eKFV) legitimiert sind. Über ein Drittel der Patienten erlitt schwere Verletzungen mit Frakturen und Schädelhirntraumata, die eine stationäre Behandlung notwendig machten. Diesbezüglich sind Diskussionen zu adäquaten Schutzmaßnahmen bei der Benutzung der Elektrokleinstfahrzeuge (bspw. Helmpflicht) notwendig.