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Retrospektive Analyse von E-Scooter-assoziierten Verletzungen in einer deutschen Großstadt
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Im Juni 2019 wurde der Verleih von E-Scootern in der Hansestadt Hamburg gestartet. Seitdem konnte lokal ein deutlicher Anstieg der E-Scooter assoziierten Vorstellungen in der hiesigen Notaufnahme festgestellt werden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Unfallhergänge, typische Verletzungsmuster, in Anspruch genommene medizinische Ressourcen sowie den Einfluss des Verkehrsmittels E-Scooter auf die urbane Mobilität zu analysieren.
Methodik: E-Scooter assoziierte Patientenkontakte in der hiesigen Notaufnahme im Zeitraum von Juni 2019 bis Dezember 2020 (18 Monate) wurden retrospektiv analysiert. Aus den Patientenakten wurden Details zum Unfallgeschehen, der durchgeführten Diagnostik, den Diagnosen sowie der Nachbehandlung entnommen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten insgesamt 127 Patienten (54% männlich) mit einem Durchschnittsalter von 34 (SD± 13) Jahren eingeschlossen werden. In 118 Fällen handelte es sich um E-Scooter Fahrer selbst, in 9 Fällen um E-Scooter assoziierte Unfälle. Die Vorstellung erfolgte in etwa der Hälfte der Fälle am Wochenende und im überwiegenden Teil am Abend oder in der Nacht (64%). Als Sturzursache wurde in der Regel ein Sturz ohne nähere Angabe berichtet (77%). Kollisionen bleiben mit 7 % die deutlich seltener. 28% der E Scooter Nutzer standen unter dem Einfluss von Alkohol und es gab keinen dokumentierten Helmträger.
In etwa der Hälfte der Fälle (51%) berichteten die Verunfallten über einen Anprall mit dem Kopf oder Gesicht. In 13% der Fälle wurden Schädelhirntraumata ersten Grades sowie in 2% der Fälle intrakranielle Blutungen diagnostiziert. Frakturen des Gesichtsschädels zeigten sich in 13% der Fälle. Ebenso wiesen 13% der Verunfallten Zahnverletzungen auf. An den Extremitäten waren Frakturen der oberen Extremität mit 17% deutlich häufiger als solche der unteren Extremität mit 6%.
Die Unfallchirurgie (88%) war gefolgt von Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (58%) sowie der Neurologie (21%) die am häufigsten involvierte Fachabteilung. Insgesamt musste in 30% der Fälle ein Gips oder eine Orthese angelegt werden sowie in 41% der Fälle eine Wundversorgung durchgeführt werden. Bei 11% der Unfallverletzten wurde die Indikation zur Commotio Überwachung gestellt, eine stationäre Therapie war in insgesamt 31% der Fälle notwendig. Eine Indikation zur operativen Therapie ergab sich in 25% der E-Scooter assoziierten Verletzungen.
E-Scooter Unfälle ereignen sich häufig am Wochenende sowie in der Nacht. Über ein Viertel der E-Scooter Fahrer stand zum Unfallzeitpunkt unter dem Einfluss von Alkohol, wobei der Anteil der alkoholisierten Fahrer unter den schwerer verletzten deutlich höher war. Durch eine Durchsetzung der geltenden Alkoholgrenzwerte kann sicherlich eine Reduktion, insbesondere der schwereren E-Scooter Unfälle, erreicht werden. Zudem sollte erörtert werden, inwiefern Helme im Rahmen des Verleih-Konzeptes zu Verfügung gestellt werden können.