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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Retrospektive Untersuchung humaner und animaler Bissverletzungen eines überregionalen Traumazentrums

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christina Polan - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Steffen Gitzler - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Heinz-Lothar Meyer - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Felix Carl Reinecke - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Paula Beck - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Manuel Burggraf - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Marcel Dudda - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Max Daniel Kauther - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB77-670

doi: 10.3205/21dkou529, urn:nbn:de:0183-21dkou5295

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Polan et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Humane und animale Bissverletzungen stellen eine häufige Verletzungsentität dar und können als Problemwunden ohne frühzeitige Therapie zu einer fortgeleiteten Entzündung führen.

Methodik: Es werden in einer retrospektiven monozentrischen Studie Bissverletzungen der Jahre 2010 bis 2019 hinsichtlich Alter, Geschlecht, Impfstatus, Verletzungsmuster, Verletzungslokalität und Behandlungsdauer im ambulanten, stationären oder intensivmedizinischen Setting untersucht. Ein Ethikvotum liegt vor. Röntgenbilder, Laborwerte, mikrobiologische Befunde, die antibiotische Therapie sowie operative Eingriffe werden ausgewertet. Es erfolgt eine deskriptive Statistik, die Testung auf Normalverteilung und ein t-Test unabhängiger Stichproben mittels SPSS.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 442 Patienten, davon 59% weiblich und 41% männlich, waren mit Bissverletzungen vorstellig. 15% der Bissverletzungen zeigten Wundinfekte, bei welchen das CRP im initialen Labor mit 2,8mg/dl ± 4,4mg/dl im Vergleich zu nicht-infizierten Wunden mit 1,185mg/dl ± 1,6mg/dl erhöht waren (p=0,015). Die Altersgruppen zwischen 20 und 50 Jahren waren am häufigsten betroffen. Eine Primärvorstellung erfolgte in 89% der Fälle. Es lagen 50% Hundebisse, 36% Katzenbisse, 8% Menschenbisse vor, von denen drei durch Schlag des Patienten gegen die Zähne des Gegners verursacht wurden. Zehn der Hundebissverletzungen standen in Zusammenhang zu Polizeieinsätzen. Es traten zwei Würgeschlangenbisse und ein Giftschlangenbiss auf. 30% der Patienten hatten einen gültigen Tetanusimpfschutz. Sieben Bissverletzungen entstanden in Risikoregionen, 5% erhielten eine Tollwutimpfberatung. Die häufigste Bisslokalisation war mit 266 Fällen die Hand. Bei 5% wurden tieferliegende Strukturen verletzt. In 69 Fällen konnten Keime nachgewiesen werden, davon Pasteurella multocida in 22 Fällen, Neisseria subflava in fünf Fällen und Pasteurella canis in vier Fällen. Nur in zwei Fällen konnten in der Röntgendiagnostik Zahnfragmente nachgewiesen werden, in zehn Fällen Frakturen. 66 Fälle erhielten eine Wundrandausschneidung, 327 Fälle eine dokumentierte antibiotische Therapie, 260 Fälle eine Immobilisation. Bei infizierten Bisswunden waren die ambulanten (p=0,001), stationären (p<0,001) und die intensivmedizinischen Behandlungstage (p=0,003) höher als bei nicht infizierten Wunden.

Bei humanen und animalen Bissverletzungen sind eine zeitnahe Untersuchung und je nach Ausprägungsgrad der Verletzung eine apparative Bildgebung, Labordiagnostik sowie eine individuelle Therapie erforderlich. Bei fortgeleiteten Wundinfekten sind eine Wundexploration sowie ein radikales Débridement essentiell. Eine frühzeitige Therapie durch Wundrandausschneidung und Spülung, einer kalkulierten antibiotischen Therapie und Ruhigstellung kann das Risiko eines fulminanten Wundinfektes vermindern. Es ist anzunehmen, dass eine große Dunkelziffer zwischen Anzahl der Bissverletzungen und den tatsächlichen Arztvorstellungen besteht.