Artikel
Rechtsstreitigkeiten in der Orthopädie und Unfallchirurgie – Ursachen, Entwicklung und Prävention
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Zahlreiche Publikationen, beschreiben eine zunehmende Anzahl von Rechtsstreitigkeiten in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Damit verbunden, sind für das Gesundheitssystem eine hohe Aufwendung von Ressourcen und Kosten. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über das Profil und Entwicklungen von Rechtsstreitigkeiten in der orthopädischen und der unfallchirurgischen Praxis geben und Unterschiede, sowie die Entwicklung der Fälle im zeitlichen Verlauf beschreiben.
Methodik: In einer retrospektiven Untersuchung, wurden alle Rechtsstreitigkeiten zwischen 2000 und 2017 an einem deutschen Universitätsklinikum ausgewertet.
Die Ursachen für den Rechtsstreit wurden dokumentiert und in sieben Hauptkategorien eingeteilt. Zusätzlich zu Merkmalen über den Kläger oder die Klägerin, wurden die Ergebnisse der Rechtsstreitigkeiten und Unterschiede zwischen Orthopädie und Unfallchirurgie analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 230 Fälle eingeschlossen. Das Durchschnittsalter der betroffenen Patienten betrug 44,6 ± 20,1 Jahre, 43,2 % waren männlich und 56,8% weiblich. Die Hauptgründe für Rechtsstreitigkeiten waren der Vorwurf einer unterlassenen oder fehlerhaften Behandlung (46,1%), fehlerhafte oder unterlassene Diagnostik (22,6%) und Vorwürfe über mangelhafte Pflege (8,3%).
Gegen Kollegen im orthopädischen Schwerpunkt wurden im Vergleich zu Unfallchirurgen deutlich mehr Rechtsstreitigkeiten angestrebt (78%; p = <0,0001). In den Jahren 2009-2017 wurden insgesamt singifikant weniger Rechtsstreitigkeiten pro 1.000 eingereichte Fälle geführt (65% weniger; p = 0,003) als in den Jahren 2000-2008.
Die Ergebnisse konnten den häufig publizierten Trend, zu steigenden Rechtsstreitigkeiten gegen Orthopäden und Unfallchirurgen nicht bestätigen. Obwohl die absoluten Zahlen zunahmen, ging die Anzahl der Rechtsstreitigkeiten pro 1.000 behandelten Patienten deutlich zurück. Patienten, die sich einer elektiven Operation unterzogen hatten, reichten häufiger Beschwerden ein als Notfallpatienten.