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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Outcome proximaler Femurfrakturen bei Centenarians: eine deutsche multizentrische Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ronny Langenhan - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Franz Müller - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Regensburg, Germany
  • Axel Probst - Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen, Germany
  • Bernd Füchtmeier - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Regensburg, Germany
  • Niklas Reimers - Klinikum Chemnitz gGmbH, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chemnitz, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB76-936

doi: 10.3205/21dkou520, urn:nbn:de:0183-21dkou5200

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Langenhan et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die wissenschaftlichen Erfahrungswerte für deutsche Centenarians mit einer proximalen Femurfraktur (PFF) stützen sich auf zwei Einzelfallbeschreibungen aus dem Jahr 1991. Zur Erhöhung der Fallzahl erfolgte eine multizentrische Datensammlung mit Evaluation von Komplikationen und die Analyse möglicher Einflussfaktoren auf die Überlebenszeit.

Methodik: Retrospektive Auswertung der elektronischen Datenbanken an drei Klinikstandorten, welche Patienten (Pat.) mit operativ versorgten PFF inkludieren. Einschlusskriterien war das erreichte 100. Lebensjahr im Zeitraum 1.1.2006 - 31.12.2020. Insgesamt wurden 16 demographische und peri-/postoperative Variablen erhoben. Mindestens ein Jahr postoperativ wurden zudem alle noch lebenden Pat. telefonisch kontaktiert. Insbesondere wurde der Einfluss des Geschlechts, des Operationsverfahrens, der time to surgery und eine bestehende Demenzerkrankung auf die Überlebenszeit anhand des exakten Sterbedatums untersucht. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 festgelegt.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 73 Pat. mit 76 operativen Eingriffen. Das Durchschnittsalter der überwiegend weiblichen Pat. (N=60; 82%) betrug zum Zeitpunkt der Operation 100,2 Jahre (99-106). Operativ wurden 36 Schenkelhals- und 40 trochantäre Frakturen endoprothetisch (n=34) und osteosynthetisch (n=42) versorgt. Die Gesamtkomplikationsrate betrug 29% (Exitus letalis perioperativ (n=14), Infektion (n=1), Hämatom (n=1), Implantatversagen (n=1), kardiale Dekompensation (n=3), Pneumonie mit Delir (n=1) und Harnwegsinfekt (n=1)). Die Ein-Jahres-Letalität betrug 64,5% (n=49). Vier Pat. waren zum Nachuntersuchungszeitpunkt noch am Leben. Die postoperative mittlere Überlebenszeit betrug 11,5 Monate (0 - 63,6). Demenzerkrankte Pat. (N=43) zeigten mit 7,5 Monaten (0 - 63,6) eine signifikant verkürzte Überlebenszeit im Vergleich zu Pat. ohne Demenz (N=33; Überlebenszeit: 16,7 Monate (0 - 57,8); p=0,01). Andere Variablen hatten keinen signifikanten Einfluss.

Schlussfolgerungen: Sowohl die Komplikationsrate als auch die 1-Jahres-Letalität nach operativer Versorgung einer PFF bei Centenarians sind hoch. In dieser Studie mit geringer Fallzahl blieben das Geschlecht, die time to surgery und das notwendige Operationsverfahren im Gegensatz zu einer vorbestehenden Demenzerkrankung ohne signifikanten Einfluss auf die Überlebenszeit. Bei einer zu erwartenden Zunahme von Pat. jenseits der aktuellen durchschnittlichen Lebenserwartung, die eine PFF erleiden, sind Studien fokussiert auf diese Altersdekaden notwendig.