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Die diagnostische Genauigkeit der antero-posterioren Linearscanneraufnahme zur Erkennung von Wirbelsäulenverletzungen polytraumatisierter Patienten
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Die Inzidenz von Wirbelsäulenverletzungen bei polytraumatisierten Patienten beträgt 16-31%. Ziel dieser Studie war es, die diagnostische Genauigkeit und die Interrater-Reliabilität der antero-posterioren (AP) Ganzkörperaufnahme mittels Linearscanner (Lodox-Statscan; LS), zur Identifikation von Wirbelsäulenverletzungen, zu bestimmen.
Methodik: Nach Bewilligung der Studie durch die lokale Ethikkomission wurde retrospektiv, über einen Untersuchungszeitraum von drei Jahren, die Bildgebung mittels AP-LS (Statscan Critical Imaging System, Lodox Systems [Pty] Ltd, Johannesburg, Südafrika) von polytraumatisierten Patienten (mit einem ISS≥16) durch drei unabhängige Beobachter analysiert. Zur Bestimmung der diagnostischen Genauigkeit wurde die Sensitivität und Spezifität des AP-LS, unter Verwendung der Fläche unter der ROC (Receiver-Operating-Characteristics) - Kurve (AUC), bestimmt. Dabei galt die Bildgebung mittels CT (Sensation 16, Siemens, Forchheim, Deutschland) nach dem Polytrauma Protokoll als Referenzstandard. Die Interrater-Reliabilität zwischen den drei Untersuchern wurde mittels Fleiss 'Kappa bestimmt. Zudem wurde die Sensitivität des AP-LS anhand der Schwere von Wirbelsäulenverletzungen (stabile vs. instabile Verletzungen) analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 320 Patienten (48,5 Jahre ± 19,5, 89 Frauen) eingeschlossen werden. Im CT zeigte sich bei 207 Patienten eine Verletzung der Wirbelsäule (65%, insgesamt 332 Verletzungen). Die Sensitivität für AP-LS betrug 9% (31 von 332, KI: 0-24%) bei einer Spezifität von 99% (KI: 98-100%). Für Verletzungen der Brustwirbelsäule war die Sensitivität des AP-LS am höchsten (14%). Zudem zeigte sich eine niedrige Interrater-Reliabilität ( κ= 0,02; 95% KI: 0,00, 0,03). Potenziell instabile Verletzungen der Wirbelsäule wurden eher erkannt als stabile Verletzungen (Sensitivität 18% bzw. 6%).
Anhand dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die Diagnostik von Wirbelsäulenverletzungen mittels AP-LS zwar eine hohe Spezifität, allerdings nur eine geringe Sensitivität aufweist. Zwar ist die Implementierung eines AP-LS in den Advanced Trauma Life Support-Algorithmus ein hilfreiches Instrument zur Diagnose lebensbedrohlicher Verletzungen bei polytraumatisierten Patienten, allerdings ist bei einem Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung für eine korrekte Diagnose ein Ganzkörper-CT erforderlich.