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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Die diagnostische Genauigkeit der antero-posterioren Linearscanneraufnahme zur Erkennung von Wirbelsäulenverletzungen polytraumatisierter Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sonja Häckel - Inselspital/Universitätsspital Bern, Dept. Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Wirbelsäulen- und Beckenchrirurgie, Bern, Switzerland
  • Elena Hofmann - Inselspital/Universitätsspital Bern, Dept. Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Wirbelsäulen- und Beckenchrirurgie, Bern, Switzerland
  • Christoph E. Albers - Inselspital/Universitätsspital Bern, Dept. Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Wirbelsäulen- und Beckenchrirurgie, Bern, Switzerland
  • Marius J. B. Keel - Trauma Zentrum Hirslanden, Zürich, Switzerland
  • Aristomenis Exadaktylos - Inselspital, Universitätsspital Bern, Universitäres Notfallzentrum, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland
  • Robert N. Dunn - Orthopaedic Research Unit, Department of Orthopaedic Surgery, Groote Schuur Hospital and Red Cross Children's Hospital, University of Cape Town, Capetown, South Africa
  • Sithombo Maqungo - Orthopaedic Research Unit, Department of Orthopaedic Surgery, Groote Schuur Hospital and Red Cross Children's Hospital, University of Cape Town, Capetown, South Africa
  • Sven Hoppe - Inselspital/Universitätsspital Bern, Dept. Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB76-1356

doi: 10.3205/21dkou515, urn:nbn:de:0183-21dkou5150

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Häckel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Inzidenz von Wirbelsäulenverletzungen bei polytraumatisierten Patienten beträgt 16-31%. Ziel dieser Studie war es, die diagnostische Genauigkeit und die Interrater-Reliabilität der antero-posterioren (AP) Ganzkörperaufnahme mittels Linearscanner (Lodox-Statscan; LS), zur Identifikation von Wirbelsäulenverletzungen, zu bestimmen.

Methodik: Nach Bewilligung der Studie durch die lokale Ethikkomission wurde retrospektiv, über einen Untersuchungszeitraum von drei Jahren, die Bildgebung mittels AP-LS (Statscan Critical Imaging System, Lodox Systems [Pty] Ltd, Johannesburg, Südafrika) von polytraumatisierten Patienten (mit einem ISS≥16) durch drei unabhängige Beobachter analysiert. Zur Bestimmung der diagnostischen Genauigkeit wurde die Sensitivität und Spezifität des AP-LS, unter Verwendung der Fläche unter der ROC (Receiver-Operating-Characteristics) - Kurve (AUC), bestimmt. Dabei galt die Bildgebung mittels CT (Sensation 16, Siemens, Forchheim, Deutschland) nach dem Polytrauma Protokoll als Referenzstandard. Die Interrater-Reliabilität zwischen den drei Untersuchern wurde mittels Fleiss 'Kappa bestimmt. Zudem wurde die Sensitivität des AP-LS anhand der Schwere von Wirbelsäulenverletzungen (stabile vs. instabile Verletzungen) analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 320 Patienten (48,5 Jahre ± 19,5, 89 Frauen) eingeschlossen werden. Im CT zeigte sich bei 207 Patienten eine Verletzung der Wirbelsäule (65%, insgesamt 332 Verletzungen). Die Sensitivität für AP-LS betrug 9% (31 von 332, KI: 0-24%) bei einer Spezifität von 99% (KI: 98-100%). Für Verletzungen der Brustwirbelsäule war die Sensitivität des AP-LS am höchsten (14%). Zudem zeigte sich eine niedrige Interrater-Reliabilität ( κ= 0,02; 95% KI: 0,00, 0,03). Potenziell instabile Verletzungen der Wirbelsäule wurden eher erkannt als stabile Verletzungen (Sensitivität 18% bzw. 6%).

Anhand dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die Diagnostik von Wirbelsäulenverletzungen mittels AP-LS zwar eine hohe Spezifität, allerdings nur eine geringe Sensitivität aufweist. Zwar ist die Implementierung eines AP-LS in den Advanced Trauma Life Support-Algorithmus ein hilfreiches Instrument zur Diagnose lebensbedrohlicher Verletzungen bei polytraumatisierten Patienten, allerdings ist bei einem Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung für eine korrekte Diagnose ein Ganzkörper-CT erforderlich.