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Die Epidemiologie von Frakturen der Wirbelsäule in der erwachsenen deutschen Bevölkerung zwischen 2009 und 2019
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Wirbelkörperfrakturen sind eine wichtige Ursache für Morbidität und Mortalität mit hoher sozio-ökonomischer Bedeutung. Die bisherigen Angaben über die Inzidenz der Wirbelsäulenfrakturen beruhen in der Regel auf Schätzungen oder multizentrischen Studien. Das Ziel der aktuellen Studie war die Darlegung der landesweiten Fallzahlen stationär behandelter Patienten über einen 10 Jahreszeitraum bis 2019.
Methodik: Die Entwicklung der Inzidenz von Frakturen der Wirbelsäule wurde auf Basis von jährlichen ICD-10-Diagnosecodes aus deutschen medizinischen Einrichtungen zwischen 2009 und 2019 quantifiziert, die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) zur Verfügung gestellt wurden. Prävalenzen wurden in Abhängigkeit von Altersgruppen in 10 Jahres Inkrementen und Geschlecht analysiert.
Ergebnisse: Die Anzahl der Frakturen der gesamten Wirbelsäule ist zwischen 2009 und 2019 um 45.6% von 105,8 Fällen pro 100 000 Einwohner auf 150,7 Fälle pro 100 000 Einwohner gestiegen. Die höchste Inzidenz im Jahr 2019 zeigten die Frakturen der Lendenwirbelsäule mit 70,5 Fällen pro 100 000 Einwohner (46.8% aller Wirbelsäulenfrakturen), gefolgt von Frakturen der Brustwirbelsäule mit 41,3 Fällen pro 100 000 Einwohnern (27.4% aller Wirbelsäulenfrakturen). Die höchsten Anstiege der Fälle im betrachteten 10 Jahreszeitraum waren in den subaxialen Frakturen der Halswirbelsäule (+121,2%) und in den Sakrumfrakturen (+306.6%) zu sehen. 63.7% der Wirbelsäulenfrakturen wurden bei Frauen diagnostiziert und zu 69.0% bei Patienten, die älter als 70 Jahre waren. Lediglich von den Frakturen der subaxialen Halswirbelsäule waren mehr Männer als Frauen betroffen (Verhältnis weiblich/männlich: 1:1,9). Betrachtet man nur Patienten, die jünger als 60 Jahre waren, zeigten sich 53.1% aller Wirbelsäulenfrakturen bei männlichen Patienten.
Schlussfolgerung: Die Auswertung von 955 091 Wirbelsäulenfrakturen zwischen 2009 und 2019 zeigte eine deutlich steigende Inzidenzrate, was die Wichtigkeit einer gut ausgebauten Versorgungsstruktur unterstreicht. Die Alters- und Geschlechterverteilung legt eine Zunahme der Diagnosestellung osteoporotischer Wirbelsäulenfrakturen nahe.