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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Einfluss der empirisch antimikrobiellen Therapie auf das Outcome polytraumatisierter Patienten mit einem ISS###16

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lisa Rahnert - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Orkun Özkurtul - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Sandra Gräber - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Leipzig, Germany
  • Ulrich Spiegl - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Georg Osterhoff - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Carolin Fuchs - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Annette Keß - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Johannes Fakler - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB76-1286

doi: 10.3205/21dkou508, urn:nbn:de:0183-21dkou5089

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Rahnert et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Trotz intensiver medizinischer Forschung stellt das Krankheitsbild der erregerassoziierten Sepsis beim polytraumatisierten Patienten eine besondere Herausforderung mit hoher später Mortalität für die behandelnden Ärzte dar. Neben der ggf. erforderlichen chirurgischen Therapie sind die frühzeitige Evaluierung des Erregerspektrums und Fokussuche entscheidende Kriterien bei der antibiotischen "hit hard and early"-Strategie, die häufig in zunächst kalkulierter Gabe von Antibiotika resultiert. Durch den Nachweis einer begleitenden Blutstrominfektion lässt sich der Erreger sicher bestimmen. Ziel dieser Studie ist es zu evaluieren wie oft in der klinischen Realität die kalkulierte Antibiose den Erreger tatsächlich abdecken konnte und rückblickend eine Behandlungsumstellung resultierte.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der prospektiv erhobenen klinikeigenen Traumaregister Daten der Jahre 2012-2019. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem ISS größer oder gleich 16 Punkten, Intensivbehandlung, positivem Sepsis-Kriterium nach der Definition von 2016 sowie positiver Blutstrominfektion. Erfasst wurden neben den Baseline-Daten zudem Beginn, Dauer, Art und Umfang der Antibiotikatherapie, der Erregernachweis mit Resistogramm, Infektfokus und Retentionsparameter.

Ergebnisse: Aus dem Datensatz von 1740 Patienten erfüllten 714 (41%) die Kriterien der Sepsis nach der Definition von 2016 und konnten in die Studie eingeschlossen werden. In diesem selektiven Patientenkollektiv lagen Blutstrominfektionen mit positivem Keimnachweis bei 39 (5,4%) Patienten vor. Hiervon waren 27 (70%) männlich, im Alter von 56±20 Jahren mit einem mittleren ISS von 35±13 Punkten. Die Letalität bei den septischen Patienten ohne versus mit nachgewiesener Blutstrominfektion lagen bei 22% und 36% (p<0,05). Bei 9 (23%) Patienten konnte ein Staph. aureus, bei 5 (13%) ein E. coli, bei 4 (10%) ein Staph. epidermidis sowie weitere vereinzelte Erregerstämme gefunden werden. Rückblickend erhielten 24 (61%) Patienten eine korrekte empirische Antibiose, 8 (21%) eine nicht resistenzgerechte und 6 (15%) keine empirische Therapie. Die durchschnittliche ITS-Aufenthaltsdauer betrug 32±13 Tage.

Diskussion: Die Mortalität der Sepsis ist bei polytraumatisierten Patienten nach wie vor hoch. Die in unserem Patientenkollektiv initiierte empirische antimikrobielle Therapie konnte in 21% den Erreger resistenzbedingt nicht adressieren. Die deutlich höhere Letalität bei Patienten mit Blutstrominfektion von 36% zeigt die Bedeutung der Kenntnis der aktuellen lokalen Resistenzlage für den behandelnden Kollegen.