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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Inzidenz von Operationen bei traumatischen HWS-Verletzungen in einer deutschen Großstadt

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Roslind Hackenberg - Rheinische Friedrich Wilhelms Universität Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Paul Stoll - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Kristian Welle - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Jasmin Scorzin - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Bonn, Germany
  • Charlotte Rommelspacher - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Martin Gathen - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Koroush Kabir - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB74-472

doi: 10.3205/21dkou496, urn:nbn:de:0183-21dkou4966

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Hackenberg et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Verletzungen der Halswirbelsäule (HWS) sind eine seltene Diagnose bei Traumapatienten. Hochrechnungen aus Skandinavien und Kanada ergaben eine jährliche Inzidenz von 9,2-16,5/100.000 Einwohner. Die Inzidenz von operativ versorgten HWS-Verletzungen wurde in Norwegen mit 3,0/100.000 Einwohner berechnet. Trotz der Rarität steigt die Inzidenz von traumatischen HWS-Verletzungen signifikant an, sodass auch von einem Anstieg an operativ zu versorgenden Verletzungen ausgegangen werden muss. Weiter hat sich die Altersverteilung und das Geschlechterverhältnis verändert mit einer Zunahme des weiblichen Geschlechts und einem steigenden Alter. Für Deutschland existieren bislang keine Daten über die Inzidenz von HWS-Verletzungen in der Allgemeinbevölkerung.

Ziel diese Studie war es die Inzidenz von operativ zu versorgenden HWS-Verletzungen in einer deutschen Großstadt mit Level I Traumazentrum zu berechnen.

Methodik: In einer retrospektiven Monozenterstudie wurden alle Patienten aus einer deutschen Großstadt mit 314.000 Einwohnern eingeschlossen, die zwischen 2012 und 2017 mit einer HWS-Verletzung im einzigen ortständigen Klinikum der Maximalversorgung mit Level I Traumazentrum vorgestellt wurde. Unter der Annahme, dass sich alle Patienten mit HWS-Verletzungen in der Großstadt im einzigen verfügbaren Maximalversorgerklinikum vorgestellt haben, wurde anhand der Einwohnerzahl die jährliche Inzidenz von HWS-Verletzungen, die operativ versorgt wurden und die von neurologischen Ausfällen begleitet waren, berechnet.

Die Auswertung erfolgte deskriptiv mit einem Signifikanzniveau von p<0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 465 Patienten mit 609 HWS-Verletzungen und Behandlung im Maximalversorgerklinikum identifiziert. Von diesen Patienten stammten 130 aus der Großstadt selbst. 61 der 130 Patienten (46,9%) (26 weiblich, 35 männlich) im Alter von 68,1±18,3 Jahren wurden operativ versorgt. Die stationäre Verweildauer betrug 22,9±20,3 Tage. Das Alter, Geschlechterverhältnis und die Verweildauer zeigten über den Studienzeitraum keine signifikanten Veränderungen (p>0,05). Durchschnittlich wurden 10,17 HWS-Verletzungen/Jahr in der Großstadt operiert. Daraus ergibt sich eine jährliche Operationsinzidenz für HWS-Verletzungen von 3,24/100.000 Einwohner. 32 Verletzungen betrafen die obere, 28 die untere HWS, 1 war kombiniert. Daraus ergab sich eine jährliche Inzidenz von operativ versorgten Verletzungen der oberen HWS von 1,87/100.000 und der unteren HWS von 1,54/100.000 Einwohner. Die Inzidenz von begleitenden neurologischen Ausfällen lag bei 0,64/100.000 Einwohner/Jahr.

Für eine deutsche Großstadt konnte erstmals eine Inzidenz von traumatischen HWS-Verletzungen, die einer operativen Therapie bedurften, von 3,24/100.000 Einwohner/Jahr ermittelt werden. Die Inzidenz von begleitenden neurologischen Ausfällen wurde mit 0,64/100.000 Einwohner berechnet. Sowohl die Inzidenz begleitender neurologischer Ausfälle als auch der Bedarf an einer operativen Therapie blieben über den 6-jährigen Studienzeitraum konstant hoch.