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Implantatassoziierte Osteolysen bei der Kallusdistraktion mit dem intramedullären Verlängerungsmarknagel Precice Stryde® – Erste Ergebnisse von 57 Behandlungen
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Intramedulläre Verlängerungsmarknägel (IMVN) sind eine etablierte Alternative zu externen Fixateuren bei der Behandlung von Längendifferenzen und Deformitäten der Beine. Die Kallusdistraktion mit den bisher verfügbaren IMVN erfordert während der Verlängerung eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen, so dass eine hilfsmittelfreie Vollbelastung in der Regel erst nach röntgenologisch nachgewiesener Konsolidierung freigegeben werden kann.
Um eine Vollbelastung auch während der Distraktion zu ermöglichen wurde der IMVN Precice Stryde® (PS) (Nuvasive Specialized Orthopedics, CA) gefertigt aus Biodur 108® Edelstahl (Fort Wayne Metals, Fort Wayne, IN) entwickelt.
Bisher sind Ergebnisse der Behandlung mit dem PS nur unzureichend in der aktuellen Literatur abgebildet.
Methodik: Es erfolgte die retrospektive Analyse aller bisher in unserer Klinik durchgeführten Behandlungen mit dem PS (n=57, 38 femoral, 19 tibial) von Februar 2019 bis November 2020. Das durchschnittliche Patientenalter betrug 19,9 Jahre (10-50) bei einem durchschnittlichen Follow-up von 10,7 Monaten (2-21). Die durchschnittliche Distraktionsstrecke betrug 43.1 mm (20-67) bei einem durchschnittlichen Distraktionsindex von 0,75 mm/Tag (0,34-1,18) und Konsolidierungsindex von 31,8 (18,2-59,0).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Auf Höhe des Kalibersprungs des PS wurden zum aktuellen Zeitpunkt bei 9/57 verlängerten Segmenten (16%) Osteolysen in biplanaren Röntgenbildern nachgewiesen. Diese wurden durchschnittlich 7,7 Monate (1-12) postoperativ und 5,3 Monate (1-11) nach Abschluss der Distraktion detektiert. Alle Patienten, bei denen Osteolysen nachgewiesen wurden, hatten sich aufgrund von ruhe- und belastungsabhängigen Beschwerden des verlängerten Segments außerplanmäßig in unserer Klinik vorgestellt. Die bisher explantieren PS zeigten makroskopische Korrosionspuren am Kalibersprung (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Die abschließende histopathologische Aufarbeitung der Gewebeproben, welche im Rahmen der Explantationsoperation entnommen wurden, steht noch aus. Bei den bisherigen Analysen fanden sich teilweise eine fibröse Durchsetzung des Markraums mit Makrophagenreaktion und lymphoider Entzündung. Zusätzlich wurden braun-granuläre Pigmentablagerungen von dreiwertigen Eisen am ehesten im Sinne einer Resorption nachgewiesen.
Patienten, welche mit dem PS behandelt wurden, sind dem Risiko von implantatassoziierten, schmerzhaften Osteolysen des verlängerten Segments ausgesetzt. Die Autoren setzen nun alternative IMVN ein. Die genaue Ursache und mögliche klinische Konsequenzen sind bisher nicht abschließend geklärt und müssen weiter aufgearbeitet werden.