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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Ganzkörper-MRT als Alternative zur Ganzkörper-CT als bildgebendes Verfahren der pädiatrischen Polytraumadiagnostik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sinan Bakir - Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald, Germany
  • Marnie Raimann - Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald, Germany
  • Johanna Ludwig - BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Ulrike Rechenberg - BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Denis Gümbel - Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin gGmbH, Klinik für Unfallchirurgie, Greifswald, Germany
  • Leonie Gölz - BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Universitätsklinikum Greifswald, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Peter Heumann - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB73-1083

doi: 10.3205/21dkou482, urn:nbn:de:0183-21dkou4821

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Bakir et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Erst seit kurzem existiert eine S2K-Leitlinie zur Polytraumaversorgung im Kindesalter. Obwohl schwere Unfälle weiterhin pädiatrisch der führende Grund für lange Beeinträchtigung und Tod sind, ist die Erstdiagnostik bislang heterogen. In unserem überregionalen Traumazentrum wird seit 2007 das Ganzkörper-MRT für die Schwerverletzten-Diagnostik von Kindern alternativ zur Computertomographie durchgeführt. Ziel der retrospektiven Studie ist zu analysieren, inwiefern die Polytrauma-Diagnostik mittels MRT eine echte Alternative darstellt und welche Hindernisse sich bei der Durchführung im Vergleich zur CT zeigen.

Methodik: Die in unserer Klinik durchgeführten Ganzkörper-MRTs vom 01.04.2007 bis 31.12.2018 bei Patienten im Alter von 0 bis 16 Jahren wurden retrospektiv ausgewertet und mit den dort sowie an einem zweiten Studienstandort durchgeführten Ganzkörper-CTs verglichen. Die zeitliche Latenz bis zum MRT/CT und die weitere radiologische Diagnostik wurden ausgewertet. Zudem wurden die Verletzungsschwere wie auch eine notwendige Analgosedierung bei der Durchführung analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zwischen 2007 bis 2018 wurden 134 Ganzkörper-MRTs und 158 CTs bei Patienten unter 16 Jahren aufgrund eines Traumas an den zwei Studienstandorten durchgeführt. Die Gruppen zeigten eine vergleichbare Verletzungsschwere mit einem medianen Injury Severity Score von 5 [ISS Range 0-24] für die MRT-Gruppe und von 6 [ISS Range 0-75] für die CT-Gruppe. Die mediane Zeit zwischen Ankunft des Patienten und MRT war mit 70 Minuten [2-970min] signifikant länger (p<0,001) als bis zum CT mit 26min [3-367min]. In 53,0% der MRTs wurde zusätzlich eine ergänzende radiologische Diagnostik im Voraus durchgeführt (CT 30,4%), nach der durchgeführten Diagnostik erhielten noch 67,9% eine weitere Diagnostik (CT 75,9%). Die Anzahl der Patienten, die eine Analgosedierung (ggf. mit zusätzlicher Intubation) erhalten haben, war in der CT-Gruppe höher mit 37,3% zu 21,6% in der MRT-Gruppe. Von diesen Patienten waren 86,4% (CT) bzw. 27,6% (MRT) bereits präklinisch analgosediert (p<0,001). Dementsprechend wurden u.a. auch für die MRTs 72,4% erst innerklinisch analgosediert. Durch die längere Untersuchungsdauer war eine zusätzliche Analgosedierung für die MRT deutlich häufiger notwendig, obwohl der Anteil an analgosedierten Kindern insgesamt jedoch geringer war. Vermutlich bedingt durch die längere Zeit bis zur MRT-Diagnostik wurde im Vorfeld vermehrt radiologische Diagnostik ergänzt. Insgesamt fand in beiden Gruppen häufig eine Ergänzung der radiologischen Diagnostik statt.

Zusammenfassend steht mit der Ganzkörper-MRT beim polytraumatisierten Kind eine alternative und komplett strahlenfreie Diagnostikmethode zur Verfügung. Jedoch sind auch Einschränkungen vorhanden wie die teilweise zusätzlich durchgeführte Analgosedierung und die Latenz bis zu den Untersuchungsergebnissen der Diagnostik. Ob auch eine Indikation zur Ganzkörper-MRT beim kreislaufinstabilen Kind vorhanden ist, sollte daher durch weitere Studien eruiert werden.