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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Die chronische Radiuskopfluxation des Kindes – eine nicht alltägliche Herausforderung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mario Gotta - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany
  • Andreas Ladenburger - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany
  • Jan-Henning Wölm - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany
  • Richard Martin Sellei - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB73-1218

doi: 10.3205/21dkou473, urn:nbn:de:0183-21dkou4736

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Gotta et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die chronische Radiuskopfluxation des Kindes ist selten. Wird eine akute Radiuskopfluxation erkannt, ist vor allem die Beseitigung der knöchernen Fehlstellung der Ulna Voraussetzung für die stabile Reposition des Radiuskopfes. Eine verkannte Radiuskopfluxation führt zu weitreichenden Komplikationen. Häufig erfolgt die Vorstellung erst nach einem langen asymptomatischen Intervall. Typischerweise bestehen Beschwerden insbesondere bei Flexion. Als geeignetes Verfahren zur Deformitätenkorrektur hat sich die proximale Ulnaschaftosteotomie mit anschließender Behandlung mittels Fixateur externe erwiesen.

Methodik: Wir präsentieren den Fall eines neunjährigen Kindes mit einer chronischen Radiuskopfluxation. Das operative Vorgehen und die anschließende Nachbehandlung werden ausführlich dargestellt. Das Behandlungskonzept und die postoperativen Ergebnisse werden anschließend mit der vorhandenen Literatur verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ein neunjähriger Junge litt seit 3 Monaten unter einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung des Ellenbogens mit unklarer Schwellung. Der Radiuskopf war ventral tastbar, jedoch nicht reponibel. Es bestand eine schmerzhafte Beugehemmung bei 90°. Konventionell-radiologisch und MR-tomografisch ergab sich eine chronische Radiuskopfluxation. Es wurde die Indikation zur Ulnaverlängerungsosteotomie und Anlage eines Fixateur externe gestellt. Zusätzlich erfolgte die offene Reposition des Radiuskopfes mit Rekonstruktion des Ligamentum anulare radii sowie die temporäre Transfixation im distalen Radioulnargelenk und humeroradial mittels K-Drähten. Nach knapp sieben Wochen erfolgte die Entfernung der transfixierenden Drähte, bei knöcherner Konsolidierung wurde nach weiteren zwei Monaten der Fixateur externe entfernt. Der hierbei erhobene intraoperative Bewegungsumfang im Ellenbogengelenk nach Narkosemobilisation war mit Extension/Flexion 0°-15°-120° und Pronation/Supination 45°-0°-70° zufriedenstellend. Die folgende ambulante Behandlung mit insbesondere intensiver krankengymnastischer Beübung wurde durch einen niedergelassenen fachärztlichen Kollegen betreut. Sechs Monate nach Metallentfernung erfolgte eine erneute klinische Untersuchung in unserer Klinik. Das mittlerweile beschwerdefreie Kind hatte nun einen Bewegungsumfang von Flexion/Extension 140°-15°-0° und Pronation/Supination 60°-0°-80°.

Die Indikation zur operativen Versorgung der chronischen Radiuskopfluxation muss sorgsam gestellt werden. Veraltete, übersehene Verletzungen sind meist schwierig zu behandeln und werden oftmals falsch eingeschätzt. Eine exakte funktionelle und anatomische Wiederherstellung des Ellenbogengelenks ist nicht immer möglich. Zur Vermeidung einer Verschlechterung der bestehenden Situation ist es oft erforderlich, sich mit Teilzielen, vornehmlich einer Beschwerdefreiheit, zu begnügen. Eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung ist obligat. Dennoch sind Rezidive bekannt und nicht selten.