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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Was kostet uns die SARS-CoV-2 Pandemie wirklich? Wirtschaftliche Auswirkungen auf eine Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Patricia C. Böhmer - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Dieter C. Wirtz - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Christof Burger - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Suncana Novosel - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Sonja Parbs - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Frank Schildberg - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Koroush Kabir - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Sebastian Scheidt - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB67-438

doi: 10.3205/21dkou411, urn:nbn:de:0183-21dkou4111

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Böhmer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die SARS-CoV-2-Pandemie forderte im Jahr 2020 eine Anpassung der Versorgungsstruktur aller medizinischen Fachbereiche zur bestmöglichen Versorgung der an COVID-19 erkrankten Patienten. Nach einem Aufruf des Bundesministeriums für Gesundheit im März erfolgte eine Reduktion des planbaren OP-Programms zur Entlastung der Intensivstationen. DGOU und BVOU appellierten an Patienten, Klinikambulanzen nur in Notfällen aufzusuchen.

Ziel dieser Arbeit war die Analyse der Auswirkungen der SARS-CoV2-Pandemie auf die Versorgungsstruktur im Fachbereich Orthopädie und Unfallchirurgie am Beispiel der Jahresbilanz einer Universitätsklinik.

Methodik: Es erfolgte eine Analyse der Leistungsparameter der Klinik der Jahre 2019 und 2020. Ambulante und stationäre Fallzahlen, die Krankenhausverweildauer, der Case Mix (CM) und Case Mix Index (CMI) unter Berücksichtigung des Pflegeanteils, sowie die Erlöse wurden ausgewertet. Zur Beurteilung der Auswirkungen der Reduktion des planbaren OP-Programms wurde der Zeitraum 16. März bis 30. April der Jahre 2019 und 2020 gesondert betrachtet. Die statistischen Analysen erfolgten mittels Shapiro-Wilk-, ANOVA- sowie Mann-Whitney-U Test und legten ein Signifikanzniveau von 0,05 zugrunde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Analyse der Jahre 2019 und 2020 berücksichtigte 16282 ambulante und stationäre Fälle. Der Case-Mix-Index stieg von 1,48 (2019) auf 1,74 (2020) an (p=0,008), wobei die mittlere Verweildauer aller Fälle um 3,6 Tage (±1,34; 31,8%) abnahm. Die Anzahl stationär behandelter Patienten reduzierte sich vom 16. März bis 30. April 2020 im Vorjahresvergleich um 26% (p=0,03).

Der Erlös ambulanter Operationen stieg um 52%, während sich durch die prioritäre Versorgung schwerkranker Notfallpatienten bei geminderter Gesamtfallzahl eine Erlössteigerung von 25% zeigte. Die Kosten für Verbrauchsmaterialien durch Anschaffung von Schutzkleidung zeigten einen Anstieg um 19,32%, wohingegen ein verminderter Bedarf an Implantaten bestand (-17,4%), welches zu einer Gesamtreduktion der Sachkosten von 6,3% führte.

Durch die Anpassungen der Versorgungsstruktur im Rahmen der Pandemie mit Reduktion planbarer operativer Eingriffe und der Ausweitung des ambulanten operativen Sektors wurden Intensivkapazitäten effektiv geschont. Zugleich führte die Behandlungskonzentration auf komplexere Patienten zu einem höheren CMI-Wert und einem höheren Behandlungserlös im Notfallbereich. Eine negative Gesamtbilanz konnte durch verringerte Implantatkosten, sowie ein effektives Entlassmanagement abgewendet werden.

Das Universitätsklinikum konnte somit sowohl seinem Versorgungsauftrag, als auch den Anforderungen der Pandemie nachkommen und wies für 2020 dennoch eine positive Bilanz (+1,87%) auf. Kurzfristige Anpassungen der Versorgungsstruktur eines Maximalversorgers scheinen somit in Krisenzeiten ohne negative Bilanzentwicklungen möglich, wenngleich bemerkt werden muss, dass ein Großteil der universitären Eingriffe nicht ambulant durchführbar ist und nur protrahiert wird.