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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Ganganalyse transfemoral-amputierter Patienten mit dem Gait-Realtime-Analysis-Interactive-Lab (GRAIL)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Friederike Adler - Abteilung für Unfall-,Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • Dagmar-C. Fischer - Kinder- und Jugendklinik, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • Clemens Eißner - Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • Frank Feldhege - Institut für Sportwissenschaften, Universität Rostock, Rostock, Germany
  • Sven Bruhn - Institut für Sportwissenschaften, Universität Rostock, Rostock, Germany
  • Thomas Mittlmeier - Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB61-1258

doi: 10.3205/21dkou379, urn:nbn:de:0183-21dkou3797

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Adler et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Oberschenkelamputierte Patienten sind trotz Versorgung mit einer Exoprothese vielfach funktionell eingeschränkt und sturzgefährdet. In unserer Studie wurde die bipedale Lokomotion einseitig oberschenkelamputierter Probanden mittels Ganganalyse (GRAIL, Motek) untersucht. Ein Vergleichskollektiv Gesunder stand zur Verfügung. Das GRAIL kombiniert ein voll instrumentiertes Laufband mit virtueller Realität und bietet diverse Optionen zur standardisierten Ganganalyse mit definierten Perturbationen. Die vergleichende Analyse spatiotemporaler Parameter der Gehfunktion sowie die Erfassung der residualen Muskelmasse des Oberschenkels mittels MRT war das Ziel der vorliegenden Studie.

Methodik: Einschlusskriterien: Z.n. unilateraler Oberschenkelamputation, Alter > 18 Jahre, Nutzung einer Exoprothese > 6 Monate, schriftliche Einwilligung in die Teilnahme. Ausschlusskriterien: eingeschränkte geistige oder körperliche Leistungsfähigkeit. Studienuntersuchungen: Anamnese inkl. Fragebögen zu Prothesenversorgung und aktueller Lebenssituation, Erfassung der kognitiven und körperlichen Leistungsfähigkeit (Amputee Mobility Predictor Assessment Tool; Tinetti; PHQ9, MMST, Reaktionszeit), Ganganalyse am GRAIL unter Bestimmung der individuellen Komfortgeschwindigkeit (Bedingungen: Ebene 1 zu Beginn der Messung, 5° Steigung, 5° Neigung, Ebene 2 zum Ende der Messung) in virtueller Umgebung, MRT beider Oberschenkel der Patienten. Die spatiotemporalen Ergebnisse wurden gruppenbezogen, mit unterschiedlicher Neigung des Laufbandes und im Seitenvergleich untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 20 Patienten (17m/3w) und 13 Kontrollen (8m/5w) mit einem medianen Alter von 54 bzw. 42 Jahren konnten in die Studie eingeschlossen werden. Ursache der Amputation waren Trauma (9), pAVK (5), Infektion (5) und Tumor (1). Die Patienten waren 0,6 - 50 Jahre (Median 13,3 J.) auf eine Prothese angewiesen. Sie wiesen einen Mobilitätsgrad von 3 (N=4) oder 4 (N=16) bei einem AMPPro von 43,7(40-46) und Tinetti von 26,2 (23-28) Punkten auf. Sie nutzten ihre Prothese 14,4h (8-18h)/Tag.

Es zeigten sich erhebliche Unterschiede der Gehfunktion zwischen Patienten- und Kontrollgruppe (Tabelle 1 [Tab. 1]). Der Anteil der Schwung- und Standphase im Seitenvergleich verdeutlichte die Asymmetrie des Ganges der Patienten (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Seitenunterschiede der Schritthöhe (max. Höhe des Fersenmarkers) belegen die Insuffizienz des Stumpfes, welche sich insbesondere in Steigung und Neigung deutlich demaskiert (p<0,001). Die Abnahme der Muskelmasse des Stumpfes korreliert mit der Zeit seit der Amputation.

Ein annähernd symmetrisches Gangbild ist trotz moderner Exoprothetik schwer zu erreichen. Als objektives Verfahren zur Messung der Gangasymmetrie zu verschiedenen Bedingungen nutzten wir spatiotemporale Daten und die MRT. Die weitere Analyse der kinematisch-kinetischen Parameter bei definierten Perturbationen erlaubt eine Zuordnung von Kompensationsmechanismen/Trainingseffekten und korrespondierenden Gelenkebenen.