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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Stammnahe Riesenzelltumoren zeigen ein vergleichbar gutes postoperatives Outcome wie Riesenzelltumoren der Extremitäten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jakob Bollmann - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Jessica Lange - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Burkhard Lehner - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Georg Walter Omlor - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB55-1105

doi: 10.3205/21dkou330, urn:nbn:de:0183-21dkou3302

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Bollmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Riesenzelltumoren (RZT) des Knochens sind meist epi-/metaphysär in den langen Röhrenknochen der Extremitäten lokalisiert und durch ein aggressives Wachstum und hohe Lokalrezidivraten gekennzeichnet. Stammnahe RZT (Wirbelsäule und Becken, Abbildung 1) sind seltener, schlechter zugänglich und die Datenlage nach operativer Therapie ist sehr eingeschränkt. Ziel der Studie war deshalb zu untersuchen, ob stammnahe RZT postoperativ ein schlechteres klinisches und funktionelles Outcome und geringere Patientenzufriedenheit aufweisen als RZT der Extremitäten.

Methodik: Die retrospektive Kohortenstudie umfasst 99 Patienten mit einem RZT, welche zwischen 2001 und 2017 behandelt wurden. Bei 90 Patienten lag der RZT in den Extremitäten (40 Männer, 50 Frauen; mittleres Diagnosealter: 35; mittleres Follow-up: 119 Monate). Bei 9 Patienten lag der RZT stammnah (7 Wirbelsäule, 2 Becken; 3 Männer, 6 Frauen; mittleres Diagnosealter: 26; mittleres Follow-up: 80 Monate). Lokalrezidiv-, Metastasen-, Komplikations- und histologische Mitoseraten sowie der Campanacci-Grad (I - III) wurden mit dem Fisher-Exakt-Test und dem Mann-Whitney-U-Test ausgewertet. Das funktionelle Outcome wurde anhand validierter Lokalisationspezifischer Scores bestimmt und in einen globalen funktionellen Outcome Score (GFOS, 0=schlecht bis 3=sehr gut) übertragen. GFOS und Patientenzufriedenheit (0-10) beider Gruppen wurden verglichen.

Ergebnisse: Eine operative Therapie erhielten alle 90 Patienten mit einem RZT der Extremitäten (EX) und 8 von 9 Patienten mit einem stammnahen (ST) RZT. Ein Patient wurde konservativ behandelt. Stammnahe RZT zeigten keinen Unterschied zu RZT der Extremitäten hinsichtlich Lokalrezidivrate (ST 1/8 vs. EX 30/90; p=0,43), Metastasenrate (ST 1/9 vs. EX 4/90; p=0,39,), postoperativer Komplikationsrate (ST 2/8 vs. EX 11/90; p=0,29) und Campanacci-Grad (ST 2,89 +/- 0,33 vs. EX 2,57 +/- 0,52; p=0,074). Auch im funktionellen Outcome (mittlerer GFOS, ST 2,71 +/- 0,48 vs. EX 2,42 +/- 0,79; p=0,28) und in der Patientenzufriedenheit (ST 7,7 +/- 2,43 vs. EX 7,9 +/- 1,8; p=0,8) zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. In beiden Gruppen war eine hohe Mitoserate ein Indikator für eine signifikant höhere Lokalrezidivrate (p=0,005).

Schlussfolgerung: Stammnahe Riesenzelltumoren der Wirbelsäule und des Beckens zeigen trotz schlechterer Zugänglichkeit und aufwendigerer OP-Strategien postoperativ ein sehr gutes Outcome ohne statistisch signifikanten Unterschied zu Riesenzelltumoren der Extremitäten. Unabhängig von der Lokalisation liegt in der hohen Lokalrezidivrate die größte Herausforderung.