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Einfluss und Risikofaktoren von unerwarteten Keimnachweisen in geplant aseptischen Prothesenrevisionen
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Trotz seit einigen Jahren etablierten Kriterien zur Diagnose einer periprothetischen Infektion kann es zu positiven Keimnachweisen in geplant aseptischen Prothesenrevisionen kommen. Es ist unklar, ob hiermit ein erhöhtes Risiko für Prothesenrevisionen verbunden ist und welche Faktoren mit "unerwarteten" positiven Kulturen assoziiert sind. Diese Studie untersucht die Prävalenz von pos. Keimnachweisen im aseptischen Wechsel und analysiert mögliche Riskofaktoren.
Methodik: Im Zeitraum von 2010 bis 2017 konnten in einer retrospektiven Analyse aus einer monozentrischen Datenbank 434 geplant aseptische Prothesenrevisionen mit einem Follow-up von min. 24 Monaten eingeschlossen werden.Diese verteilten sich auf 277 (63,8%) Hüfttotalendoprothesen (HTEP) und 157 (36,2%) Knietotalendoprothesen (KTEP). Das mediane Follow-up betrug 41 Monate. Die Definition einer Infektion wurde mittels Musculoskletal Infection Society Kriterien aus 2011 etabliert.
Alter zum Zeitpunkt der Revision, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), Serum C-reaktives Protein (CRP), Leukozytenzahl im Blut und im Gelenkpunktat sowie Anzahl und Art der Voroperationen wurden auf Korrelation mit positiven Keimnachweisen geprüft (bivariate Analyse). Mögliche Risikofaktoren wurden dann in einem multivariaten Modell auf Unabhängigkeit getestet (binär logistische Regression).
Der Einfluss unerwarteter Keimnachweise wurde mittels Überlebenszeitanalyse nach Kaplan-Meier mit Prothesenrevision und Explantation als primäre Endpunkte analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 160 von 434 Patienten (36,8%) zeigten positive Keimnachweise. Davon waren 119 (27,4%) einfach positiv und 41 (9,4%) wiesen ≥2 positive Proben auf. Häufigste Erreger waren Koagulase-negative Staphylokokken (43,1%) und Propionibakterien (13,8%).
Männliches Geschlecht (p=0,007, Odds Ratio (OR) 2,4; 95% Konfidenzintervall(95%CI) 1,3-4,7), Adipositas (BMI ≥ 30kg/m²) (p=0,003, OR 3,3; 95%CI 1,5-7,5), Serum CRP ≥ 0,5mg/dl (p=0,004 OR 3,1; 95%CI 1,4-7,0) und Leukozyten >3000/µl im Gelenkpunktat (p=0,021, OR 6,0; 95%CI 1,2-29,9) zeigten eine positive Korrelation mit ≥ 2 pos. Proben im Kollektiv der HTEPs. In der multivariaten Analyse von weiblichem Geschlecht, Adipositas und erhöhtem CRP blieb dieser Zusammenhang bestehen (p< 0,001). Für die KTEPs konnten keine signifikanten Risikofaktoren für ≥ 2 pos. Proben identifiziert werden.
Sowohl im HTEP als auch im KTEP Kollektiv zeigte sich die revisionsfreie 5-Jahres Überlebensrate (5-JÜR) und explantationsfreie 5-JÜR bei ≥ 2 pos. Proben in der Revision signifikant vermindert gegenüber Fällen ohne Keimnachweis (Revision: HTEP: 50,6% vs. 70,6% p=0,012; KTEP: 31,3% vs. 63,5% p=0,04); Explantation: HTEP JÜR 77,7% vs. 93,7% p=0,002; KTEP: 65,6% vs. 88,7% p=0,006). Singuläre Keimnachweise hatten keinen Einfluss auf das revisionsfreie und Prothesenüberleben.
Bei geplanten aseptischen Revisionseingriffen im Bereich der Hüfte sollte bei o.g. Risikokonstellationen ggf. eine erweiterte Diagnostik betrieben werden.