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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Implementierung eines standardisierten Test-Kits zur prä-operativen Diagnostik eines periprothetischen Infektes

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Yves Gramlich - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Line Hofmann - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Matthias Kemmerer - BG Unfallklinik Frankfurt, Septische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Alexander Klug - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Michael Kremer - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Reinhard Hoffmann - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB42-1124

doi: 10.3205/21dkou225, urn:nbn:de:0183-21dkou2258

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Gramlich et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Verschiedene Organisationen haben in den letzten 10 Jahren ihre Definitionen des periprothetischen Infektes (PPI) bei Blut-und Synovialproben publiziert mit einigen Alleinstellungsmerkmalen, vor allem aber deutlichen Überschneidungen in den richtungsweisenden Tests. Die Einführung eines klinikinternen Standard-Test-Kits könnte helfen die immer komplexere Anforderung an die PPI Diagnostik für den Anwender zu vereinfachen und gleichzeitig die diagnostische Qualität zu verbessern.

Methodik: In einer monozentrischen prospektiven Studie wurde im Jahr 2016 ein Test-Kit unter Berücksichtigung der ICM Kriterien 2014 und der IDSA Kriterien zusammengestellt, welches zugleich die Definitionen der ICM Kriterien 2018 und der Kriterien der EBJIS erfüllt. Das Test-Kit wurde in das klinische Setting eines überregionalen Traumazentrums mit Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung und spezieller septischer Chirurgie implementiert und die Verwendung des Test-Kit, als auch die Beurteilbarkeit der beiliegenden Tests untersucht. Ziel war eine Verwendung bei jeder Gelenkpunktion bei einliegender Endoprothese.

Ergebnisse: Es konnte ein Test-Kit zusammengestellt werden unter Verwendung von: Blutproben (kleines Blutbild inkl. Leukozyten und CRP), Proben zur Untersuchung der Gelenkflüssigkeit (Zellzahl, Zelldifferenzierung, Blutkultur zur mikrobiologischen Bebrütung über 14 Tage, Alpha-Defensin ELISA Labortest und Leukozytenesterase-Test) nebst Aufklärung und Anforderungsscheinen. Zwischen April 2016 und Feb. 2020 konnten 405 Patienten mittels des zusammengestellten Test-Kits untersucht und eingeschlossen werden. Binnen drei Kalenderjahren stieg die Nutzung des Test-Kits von anfänglich 59% über 86 %, bis zuletzt im dritten Kalenderjahr auf 96% der Fälle.Der Leukozytenesterase Teststreifen war in der Auswertung nur zu im Durchschnitt 72% auswertbar dokumentiert, aufgrund undifferenzierter Ablesbarkeit oder Blutbeimengung. Die Kosten stiegen durch den rein kommerziell zu beziehenden Alpha-Defensin Labortestum ca. 52EUR pro Punktion. Der beste Einzeltest zeigte mit alpha-Defensin eine Sensitivität/Spezifität von 92,8%/95,2%. Durch statistische Modelle wurde berechnet, welche Kombinationen eine ähnliche Testgüte zeigen, hier zeigen verschiedene Kombinationen wie z.B. CRP+Zellzahl+Mikrobiologie eine Sens/Spez. um je 90%. Eine Herausforderung für die präoperative Diagnostik ist eine Metallose.

Diskussion: In einer prospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass durch Implementierung eines standardisierten Test-Kits zur Detektion eines periprothetischen Infektes es möglich ist eine vollständige Abdeckung aller prothetischen Gelenkpunktionen leitliniengerecht abzudecken und damit die Diagnostikqualität erheblich zu steigern und gleichzeitig das anwendende Personal zu entlasten. Aktuell existiert kein Einzeltest, der sicher einen Infekt ausschließt oder beweist. Der Alpha-Defensin Labortest zeigte die beste Testgüte, wobei die Betrachtung von Test-Kombinationen obligat und gleichsam sicher ist.