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Erwartungen von Patienten mit Coxarthrose vor einer Hüfttotalendoprothese – eine bundesweite Befragung
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Obwohl es umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten zum Einfluss von Patientenzielen auf das Ergebnis nach Hüft-TEP gibt, werden patientenbezogene Kriterien in internationalen Leitlinien nur selten berücksichtigt.
Ziel der Befragungsstudie war es, mit einer repräsentativen bundesweiten Befragung die Zielvorstellungen von Patienten mit Coxarthrose an die Ergebnisse nach einer Hüft-TEP-Operation zu evaluieren.
Methodik: Der Fragebogen wurde aus den Ergebnissen von fünf Patienten-Fokusgruppen entwickelt, bei welchen mit betroffenen Patienten über Zielvorstellungen und deren Priorisierung im Zusammenhang mit einer Hüft-TEP-Operation diskutiert worden war. Abgefragt wurden insgesamt 42 Einzelitems in den sieben Kategorien: Symptome, Funktion, körperliche Aktivität, Aktivitäten des täglichen Lebens, gesundheitsbezogene Lebensqualität, allgemeiner Gesundheitszustand und Inanspruchnahme von medizinischen Gesundheitsleistungen. Die Patienten konnten kennzeichnen, ob sie die entsprechenden Beschwerden/Einschränkungen haben und welche Erwartungen sie diesbezüglich mit der Operation verknüpfen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die bundesweite Befragung wurde von 09/2019 bis 12/2020 unter 541 Patienten mit Coxarthrose durchgeführt, 479 ausgefüllte Fragebögen wurden ausgewertet.
Das Durchschnittsalter betrug 65,4 Jahre (± 16,3) und 66,4 % waren weiblich. Bei 92 % wurde eine Hüft-TEP als Behandlungsoption in Betracht gezogen, bei 70,4 % war die Hüft-TEP innerhalb der nächsten drei Monate geplant.
Die Erfüllung folgender Zielvorstellungen wurde von mehr als 75 % der Befragten als "zwingend notwendig" angesehen: Linderung der Hüftschmerzen (89 %), Verbesserung des Bewegungsumfangs (87 %), Verbesserung der Freizeitaktivitäten (81 %) und der Gehfähigkeit (80,8 %), geringere Wahrnehmung/ Präsenz des betroffenen Gelenkes (77,6 %) und Verbesserung des Aufstehens, Sitzens oder Liegens (76,2 %). Damit priorisierten die Patienten Ziele in den Kategorien Symptome, Funktion und körperliche Aktivität. Die Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, des allgemeinen Gesundheitszustands und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen waren weniger wichtig (von weniger als 75 % der Patienten als "zwingend notwendig" betrachtet).
Die Patienten haben hohe Erwartungen an die Hüft-TEP, die sich vor allem auf Schmerzen und Beschwerden, Funktionsbeeinträchtigungen und Einschränkungen der körperlichen Aktivität beziehen. Insbesondere die ständige Präsenz/ die bewusste Wahrnehmung des betroffenen Gelenkes stellt für Patienten ein Problem dar. Chirurgen sollten die Zielvorstellungen ihrer Patienten explizit erfragen. Im gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozess für oder gegen eine Hüft-TEP sollte anschließend diskutiert werden, inwiefern die Zielvorstellungen der Patienten durch die Operation erfüllt werden können.