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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Verbessert die posttraumatische komplexgeriatrische Behandlung nach anderen Verletzungen als hüftnahen Frakturen die Alltagsfähigkeit?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nils Steppat - AK Wandsbek, Orthopädie/Unfallchirurgie, Hamburg, Germany
  • Peter Wohlmuth - Asklepios proresearch, Hamburg, Germany
  • Hannes Glaser - Asklepios Medical School Hamburg, Hamburg, Germany
  • Marie-Luise Paulsen - AK Wandsbek, Orthopädie/Unfallchirurgie, Hamburg, Germany
  • Christian Walter Müller - AK Wandsbek, Orthopädie/Unfallchirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB27-1102

doi: 10.3205/21dkou101, urn:nbn:de:0183-21dkou1012

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Steppat et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die komplexgeriatrische Behandlung älterer Patienten ist bei Patienten mit hüftnahen Frakturen ein etabliertes Verfahren zur Rehabilitation. In einer vorherigen Untersuchung (N= 314) hatten wir gezeigt, dass 60% der Patienten nach der Rehabilitation wieder in die vorherige Umgebung/Betreuung entlassen werden konnten. Ebenso zeigte sich ein deutlicher Anstieg des Barthel Index - als Surrogat der Alltagsfähigkeit -zwischen Aufnahme (35,9 Pkt.) und Entlassung (57,7 Pkt.).

Hier untersuchen wir, ob es einen Unterschied im Outcome der komplexgeriatrischen Rehabilitation zwischen den "hüftnahen Frakturen" und anderen Verletzungen gibt und ob daraus zukünftig weitere Kriterien für eine Übernahme in das Alterstraumatologische Zentrum entwickelt werden können.

Methodik: Eingeschlossen wurden alle Patienten, die innerhalb eines 14-Monatszeitraums in einem Alterstraumatologischen Zentrum (ATZ) komplexgeriatrisch nach Trauma behandelt wurden. Sie wurden entsprechende der vorliegenen Fraktur zur Gruppe A (hüftnahe Femurfraktur) und/oder Gruppe B (Fraktur anderer Entität) zugeordnet. Die Daten aller Patienten wurden prospektiv in einem Register erfasst. Neben epidemiologischen Daten wurden der Frakturtyp, das OP-Verfahren, Komplikationen, die ASA-Klassifikation und verschiedene Indices und Tests (Barthel Index, MMT, Time-Up-and-Go, Tinetti, ADL Score) sowie die Wohnsituation/Betreuung vor dem Unfall und die poststationäre Versorgung (Kurzzeitpflege, Pflegeheim, nach Hause) bei Aufnahme und Entlassung erhoben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 314 Patienten eingeschlossen, 147 Fälle mit hüftnahen Frakturen (Gr. A, 103 weiblich, Durchschnittsalter 84,5 J.), 190 mit anderen Frakturen (Gr. B, 140 weiblich, Durchschnittsalter 82,5 J.) 32 hatten hüftnahe und zusätzlich weitere Frakturen (Gr. A und B).

In Gr. A konnten 72% (N=106) wieder in die vorherige Umgebung entlassen werden, davon 44% (N=65) nach Hause. Der Barthel Index stieg um durchschnittlich 16 Pkt. In Gr. B konnten 76% (N=145) wieder in die vorherige Umgebung entlassen werden, davon 53% (N=100) nach Hause. Der Barthel Index verbesserte sich um durchschnittlich 15 Pkt. Auch in allen weiteren Tests zeigten sich Verbesserung zum Ausgangswert ohne signifikante Unterschiede in den Gruppen.

Nicht nur Patienten mit einer "hüftnahen Fraktur" profitieren von einer komplexgeriatrischen Behandlung. Auch ältere Patienten mit Verletzungen z.B. der oberen Extremität haben durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit (Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialdienst etc.) ein besseres Outcome.

Inwieweit sich die komplexgeriatrische Rehabilitation auch auf das mittelfristige Outcome nach 3, 6 und 12 Monaten auswirkt ist Bestandteil weiterer Untersuchungen.