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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Werden Fuß- und Sprunggelenksverletzungen im professionellen Taekwondo verharmlost? Deskriptive epidemiologische Studie zur Inzidenz, Ausfallzeit und Rezidiv-Verletzungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Markus Geßlein - Klinikum Nürnberg - Orthopädie und Unfallchirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany
  • Maximilian Willauschus - Klinikum Nürnberg - Orthopädie und Unfallchirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany
  • Johannes Rüther - Klinikum Nürnberg - Orthopädie und Unfallchirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany
  • Kim Loose - Klinikum Nürnberg - Orthopädie und Unfallchirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany
  • Hermann Josef Bail - Klinikum Nürnberg - Orthopädie und Unfallchirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB25-65

doi: 10.3205/21dkou089, urn:nbn:de:0183-21dkou0890

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Geßlein et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fuß- und Sprunggelenksverletzungen im professionellen Taekwondo treten trotz Schutzausrüstung auf und werden häufig verharmlost. Detaillierte Verletzungsanalysen zur Lokalisation und Schweregrad liegen bisher nicht vor. Ziel der deskriptiven epidemiologischen Studie war die sportspezifische Untersuchung von Inzidenz, Lokalisation, Verletzungsart und -mechanismus sowie Ausfallzeiten der Athleten.

Methodik: Die Verletzungen von 79 professionellen Athleten eines nationalen olympischen Trainingszentrums wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren während Training und Wettkampf prospektiv erfasst und retrospektiv klassifiziert. Der Verletzungsmechanismus wurde in aktiven Gegnerkontakt ("contact") oder kein Gegnerkontakt/Distorsion ("non-contact") eingeteilt. Die Ausfallzeiten bis zum "return to training" wurden erfasst. Anhand der Trainings- und Wettkampfzeiten wurden die Injury Incidence Rates (IIR) für Training und Wettkampf pro 1000h berechnet. Signifikante Unterschiede zwischen "contact" und "non-contact" Verletzungen wurden mit dem exakten Test nach Fisher berechnet. Der Vergleich der IIR Rates erfolgte mit dem exakten Poisson Test. Alle p-Werte sind zweizeitig mit einem Signifikanzniveau von <0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 112 Fuß-oder Sprunggelenksverletzungen bei 39 Athlet*innen (56,4% weiblich und 43,6% männlich) mit einem Durchschnittsalter von 19,3 (SD +/-3,2) beobachtet. Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit einer solchen Verletzung lag bei 28,4 % pro Jahr, das Risiko für eine Rezidiv-Verletzung bei 64,1%. Bezogen auf die Lokalisation waren das OSG (63,4%) und die Großzehengelenke (18,8%) am häufigsten betroffen. Bandverletzungen (58,9%) stellten die häufigste Verletzungsart dar. Frakturen (9,8%) und Luxationen (8,9%) ereigneten sich signifikant häufiger als "contact" Verletzungen an den Zehenstrahlen. "Non-contact" Verletzungen durch Distorsionen ereigneten sich signifikant häufiger am OSG. Die Ausfallzeit betrug für alle Verletzungsarten im Mittel 6,8 Tage (range 1-32) und war für Luxationen mit 11,6 Tagen (range 4-32) am höchsten. Die IIR für OSG Verletzungen im Wettkampf war mit 20,9 (CI 95% 15,2-35,1) signifikant gegenüber dem Training erhöht (p<0.001).

Trotz Schutzausrüstung findet sich eine hohe Inzidenz von Bandverletzungen an Fuß-und Sprunggelenken im professionellen Taekwondo. Im Vergleich mit gültigen Empfehlungen war die Ausfallzeit gering, was auf eine Bagatellisierung von Bandverletzungen insbesondere am OSG hindeutet. Dieses Verhalten war in der Studie mit einem hohen Rezidiv-Risiko verbunden.Sportartspezifische Verletzungsanalysen sind ein wichtiger Beitrag zur Prävention von Verletzungen im Leistungs- und Breitensport. Diese Studie verdeutlicht erstmals die Notwendigkeit, sowohl einer gezielten Weiterentwicklung der Schutzausrüstung, als auch einer spezifischen Rehabilitation zur Vermeidung chronischer Bandinstabilitäten im Taekwondo.