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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Inzidenz von lokalen Metallunverträglichkeitsreaktionen (ARMD) bei Hüftendoprothesen mit V40-Konus und 36mm CoCr-Köpfen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tim Grothe - UniversitätsCentrum f. Ortho., Unfall- u. Plastische Chir., Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Germany
  • Richard Haselhoff - UniversitätsCentrum f. Ortho., Unfall- u. Plastische Chir., Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Germany
  • Jens Goronzy - UniversitätsCentrum f. Ortho., Unfall- u. Plastische Chir., Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Germany
  • Klaus-Peter Günther - UniversitätsCentrum f. Ortho., Unfall- u. Plastische Chir., Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Germany
  • Albrecht Hartmann - UniversitätsCentrum f. Ortho., Unfall- u. Plastische Chir., Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB21-1013

doi: 10.3205/21dkou065, urn:nbn:de:0183-21dkou0651

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Grothe et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Für Hüftendoprothesen mit V40-Konus (Fa. Stryker) existieren Einzelfallberichte über lokale Metallunverträglichkeitsreaktionen (ARMD). Die genaue Inzidenz der metallassoziierten Probleme mit Pseudotumoren (PsT) und erhöhten Metallionenkonzentrationen ist derzeit jedoch unbekannt.

Ziel der Studie war, die Inzidenz von ARMD bei Hüftendoprothesen mit V40-Konus im langfristigen Verlauf zu erfassen und mögliche Einflussfaktoren zu identifizieren.

Methodik: In einer vorhergehenden prospektiven Studie wurden in den Jahren 2006/2007 insgesamt 120 Patienten (127 Hüftgelenke) entweder mit einer zementfreien (Accolade©) bzw. zementierten Schaftprothese (ABG II©) mit V40 Konus (Ti/Mo/Zr/Fe - Legierung) der Fa. Stryker versorgt. Alle Patienten erhielten einen 36mm-CoCrMo-Kopf und eine zementfreie Pfanne (Trident©) mit ultrahochvernetztem Polyethylen. Nach 11,2 +/- 0,5 Jahren konnten 82 Patienten (87 Hüften, mittleres Alter 74, 58% weiblich) klinisch und nativradiologisch nachuntersucht werden. 5 Patienten hatten bereits eine Implantatrevision, 13 Patienten waren verstorben und 20 Patienten konnten nicht zur Nachuntersuchung anreisen. 71 Patienten (75 Hüften) erhielten ein MRT mit metallartefakt-reduzierten Sequenzen (MARS-MRT). Zudem wurde bei allen Patienten Chrom- und Kobalt-Metallionen im Vollblut mittels Absorptionsspektrometer bestimmt. Patienten-berichtete Ergebnisse (PROMS) wurden mittels Harris Hip Score (HHS), WOMAC-Score, EQ-5D und UCLA-Score erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 20 von 75 MARS-MRTs (26,7%) zeigte sich ein PsT, in 18 Fällen größer als 2 Zentimeter. Die Metallionen-Analyse im Vollblut zeigte für Chrom keinen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit PsT und jenen ohne PsT (0,88 µg/l vs. 0,67 µg/l, p=0,416). Für Cobalt im Vollblut bestand ein signifikanter Unterschied (2,85 µg/l vs. 1,32 µg/l; p=0,022). Diese Korrelation bestätigte sich auch für die Analyse PsT vs. kein PsT unter Ausschluss beidseitig prothetisch versorgter Patienten (1,32 ug/l vs. 2,56ug/l; p=0,047). Das Auftreten von Osteolysen korrelierte ebenso mit PsT (p=0,014). Der Zugangsweg, BMI, Geschlecht, Alter, zementfreier/zementierter Schaft, Kopflänge, Pfanneninklination, PROMs oder heterotope Ossifikationen zeigten keinen signifikanten Einfluss zum Auftreten von PsT.

In der Studienkohorte besteht eine hohe Inzidenz von Pseudotumoren. Wir empfehlen daher auch für asymptomatische Patienten mit V40-Konus und CoCr-Köpfen regelmäßige klinische und radiologische Nachuntersuchungen. Da erhöhte Cobaltspiegel im Vollblut mit Pseudotumoren assoziiert sind, sollte ein Metallionen-Screening und konsekutives MARS-MRT diskutiert werden.