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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Effekte von Ostarine und Raloxifen auf Muskelstruktur und -stoffwechsel orchiektomierter Ratten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Paul Jonathan Roch - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Valentin Wolgast - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Michael-Marcel Gebhardt - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Kai Böker - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Arndt F. Schilling - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Stephan Sehmisch - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Komrakova Marina - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB18-863

doi: 10.3205/21dkou046, urn:nbn:de:0183-21dkou0463

Veröffentlicht: 26. Oktober 2021

© 2021 Roch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Hormonelle Veränderungen im Alter begünstigen die Entwicklung einer Sarkopenie. Selektive Androgen und Östrogen Rezeptor Modulatoren (SARM, SERM) bieten neue Therapiemöglichkeiten zum Aufbau und Erhalt der Muskulatur. Ostarine (OS) ist ein SARM, für den eine Zunahme der fettfreien Masse bei Frauen, der Muskelfunktion bei Krebspatienten und der Muskelkapillarisierung im ovariektomierten Rattenmodel gezeigt wurde. Raloxifen (RAL) ist ein SERM, der bei postmenopausalen Frauen zur Osteoporosetherapie zugelassen ist. Ziel der Studie war, den Effekt von OS und RAL auf Muskelstruktur und -stoffwechsel im männlichen Rattenmodell für altersbedingte Änderungen zu untersuchen.

Methodik: In 2 unabhängigen Experimenten (EXP) wurden 8 Monate alte Sprague-Dawley Ratten untersucht und in folgende Gruppen (je n=15) aufgeteilt: EXP 1: 1) unbehandelte Ratten (Non-ORX); 2) unbehandelte orchiektomierte Ratten (ORX); 3) OS behandelte ORX Ratten (Woche 0-18, OS-P, prophylaktisch); 4) OS behandelte ORX Ratten (Woche 12-18, OS-T, therapeutisch). EXP 2: 1) Non-ORX; 2) ORX; 3) OS-P; 4) RAL-P; 5) OS+RAL-P (Gruppe 3-5: Woche 0-18, prophylaktisch). Die Dosierung für OS betrug 0,4 mg/kg KG und für RAL 0,7 mg/kg KG. Das Gewicht der Prostata und der Mm. levator ani, gastrocnemii und solei wurden 18 Wochen nach ORX bestimmt. Muskelfaserdurchmesser und -kapillarisierung in Mm. gastrocnemii, solei und longissimi und die Genexpression von Androgenrezeptor (AR), Östrogenrezeptor alpha (ERa), Vascular Endothelial Growth Factor-B (VEGF-B), Insulin-like growth factor-1 (IGF-1) und Myostatin wurden ermittelt. Die Auswertung erfolgte mittels ANOVA und Tukey-Tests (p < 0.05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In EXP 1 war das Gewicht des M. levator ani nach OS-T-Gabe höher als in der ORX-Gruppe und der Muskelfaserdurchmesser des M. soleus größer als bei OS-P-Gabe. In EXP 2 zeigte sich in der Gruppe OS+RAL ein höheres Muskelgewicht des M. levator ani gegenüber Non-ORX. Die Muskelkapillarisierung war im M. gastrocnemius unter OS-P-Gabe geringer als bei Non-ORX. Die Expression von ERa in EXP 1 sowie von AR und ERa in EXP 2 nahm in den Therapiegruppen gegenüber Non-ORX ab. IGF-I war erhöht unter OS-T-Gabe (EXP 1) und Myostatin wurde in allen Therapiegruppen reduziert (EXP 2) gegenüber ORX. Die Prostata atrophierte in allen ORX-Gruppen. Unter OS-P-Gabe wog die Prostata mehr als bei ORX-Ratten. Die OS+RAL-Gabe verringerte diesen Effekt.

In beiden EXP zeigten sich für OS und RAL muskelanabole Effekte. Die Genexpressionsanalysen unterstützen die Beobachtungen. Während sich für OS-T ein stärkerer Effekt auf Faserdurchmesser als bei der OS-P-Gabe fand, wurde für OS+RAL eine anabolische Aktivität im M. levator ani beobachtet. Die geringeren Effekte bei prophylaktischer Therapie von OS und RAL deuten auf einen Vorteil therapeutischer und kombinierter Ansätze. OS+RAL zeigte zudem weniger Nebenwirkungen als die Einzeltherapien und sollte bezüglich seiner Effekte auf altersbedingte Änderungen im männlichen Muskel weiter untersucht werden.