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Vergleich von Diagnostikverfahren bei Infekt-Pseudarthrosen – Ergebnisse einer prospektiven Studie
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Eine zuverlässige Diagnose von Infekt-Pseudarthrosen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Insbesondere "Low-Grade-Infekte" werden meist durch wenig virulente Erreger verursacht und können klinisch inapparent verlaufen. Als diagnostischer Goldstandard gilt der Erregernachweis aus Gewebeproben. Falsch-negative Ergebnisse werden jedoch in bis zu 30% der Fälle beschrieben. Aktuell finden sich Hinweise, dass durch die Sonikation die Sensitivität erhöht werden kann.
Ziel der Studie war, durch den Vergleich der Sonikation mit anderen Untersuchungsverfahren das sensitivste Verfahren zur korrekten Diagnostik von Infekt-Pseudarthrosen zu ermitteln.
Methodik: Studiendesign: prospektiv vergleichend
Einschluss: Studiengruppe (n=100) Patienten mit Pseudarthrose der unteren Extremität ohne bekannte Osteomyelitis (PA); Kontrollgruppe (n=100) Patienten mit geplanter Metallentfernung nach komplikationslosen Heilverlauf (KO).
Untersuchungsverfahren: (Filtrationsunterstützte) Sonikation (SON), Standardkultur (SK), Anreicherung in Blutkulturflaschen nach Gewebehomogenisierung (GH), Histopathologie
Definition Infekt: Nachweis phänotypisch identischer Erreger in mindestens zwei Proben oder Nachweis einer Osteomyelitis in der Histologie.
Definition Verdacht auf (V.a.) eine Infektion: Erregernachweis in einer Probe, zusätzlich suggestive klinische Kriterien.
Statistik: Berechnung von positivem/ negativen Vorhersagewert sowie Sensitivität und Spezifität für die einzelnen Verfahren.
Evidenzlevel: 2a
Ergebnisse: Bei 67 Patienten (PA n=27; KO n=40) blieben alle Untersuchungen steril. Bei 133 Patienten (PA n=73; KO n=60) erbrachte mind. eine Probe einen Erregernachweis. Koagulase-negative Staphylokokken und Cutibakterien wurden in beiden Gruppen und in allen Untersuchungsverfahren am häufigsten nachgewiesen. Die Sonikation erbrachte die meisten positiven Befunde (n=305) bei 91 Patienten (PA n=51; KO n=40). Die Histologie erbrachte in 24 Fällen (12%) den Nachweis einer Osteomyelitis, davon nur einmal bei negativer Mikrobiologie.
Ein Infekt wurde bei 72 Patienten (PA n=45; KO n=27), der V.a. eine Infektion bei 41 Patienten (PA n=29; KO n=12) diagnostiziert.
Positiver Vorhersagewert: SON 31,4%, SK 50%, GH 55,7%.
Negativer Vorhersagewert: SON 81,3%, SK 89,5%, GH 89,7%.
Sensitivität: SON 68,5%, SK 75,3%, GH 74%.
Spezifität: SON 47,8%, SK 73,7%, GH 79,4%.
Schlussfolgerung: Passend zu Low-Grade-Infekten wurden überwiegend wenig virulente Erreger nachgewiesen. Die Sonikation bestätigte sich in unserem Setting nicht als sensitivste Methode. Die Histopathologie spielte keine wesentliche Rolle in der Infektdiagnostik. Standardkultur und Gewebehomogenisierung erzielten vergleichbar gute Ergebnisse.
Bestätigt wurde bei uns eine höhere Infektrate als bisher angenommen. Inwieweit diese Infekte jedoch auch behandlungsbedürftig bzw. für die Knochenheilung relevant sind, muss angesichts der hohen Rate an Erregernachweisen auch in der Kontrollgruppe weiter untersucht werden.