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Reduktion postoperativer Wundinfektionen in der Orthopädie/Unfallchirurgie nach der Implementierung eines Infektionspräventiven Maßnahmen Bundles durch den hygienebeauftragten Arzt
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Nosokomiale Infektionen (NI) stellen für die betroffenen Patienten und das Gesundheitssystem eine erhebliche Bürde dar. Im BMG-geförderten Projekt "Hygarzt" wurden die Effekte der Implementierung eines Bundles Infektions-präventiver Maßnahmen durch den hygienebeauftragen Arzt auf die Rate nosokomiale Infektionen (IR) im Allgemeinen und insbesondere auf postoperative Wundinfektionen (SSI) untersucht.
Methodik: Im Rahmen einer Interventionsstudie mit Prä-/Postdesign wurde die orthopädisch/unfallchirurgische Abteilung eines Krankenhauses der Maximalversorgung betrachtet und alle auf die Normalstation aufgenommenen Patienten, die sich einer Operation unterziehen mussten eingeschlossen. Die Dauer Prä- und Postinterventionsphase betrug jeweils sechs Monate, unterbrochen durch eine dreimonatige Interventionsphase, während der die Implementierung des Maßnahmen-Bundles erfolgte. Das Bundle bestand aus folgenden Maßnahmen: Präoperative Anwendung antibiotischer Nasensalbe und antiseptischer Ganzkörperwaschungen, Optimierung der präoperativen Antibiotikaprophylaxe, Aufbringen eines closed-incision Vacuumverbandes auf Wunden mit hoher Infektionsrate, Ausgabe von Informationsmaterial zur Infektionsprävention an die Patienten, Standardisierung der Wund- und Fixateur-Pflege. Es wurden die Infektionsdefinitionen nach KRINKO und CDC genutzt und eine aktive Surveillance u.a. mit regelmäßiger Teilnahme an den Frühvisiten durchgeführt, um auch nicht dokumentierte Infektionen und Infektionszeichen erfassen zu können.
Ergebnisse: Während der Präinterventionsphase (1141 Operationen) wurden 61 NIs (IR 5,3% (CI 95% 4,0; 6,6)) und 44 SSIs (3.1% (CI 95% 1.5; 3.2)) erfasst. In Postinterventionsphase (1546 Operationen) wurden 35 NIs (IR 2,3% (CI 95% 1,1; 2,7)) und 26 SSIs (1,7% (CI 95% 1,1; 2,3)). Damit ergab sich in der Postinterventionsphase eine signifikant verringertes relatives Risiko für NIs (RR=0.43 (CI 95% 0.28; 0.64), p<0.001) und SSIs (RR=0.44 (CI 95% 0.27; 0.70), p<0.001) im Vergleich zur Präinterventionsphase. In der Subgruppenanalyse für dietraumatologisch (prä: (745 Operationen, 29 SSIs, IR 3,9% (CI 95% 2,5; 5,3)); post: (937 Operationen, 19 SSIs, IR 2,0% (CI 95% 1,1; 2,9))) und orthopädisch behandelten Patienten (prä: (696 Operationen, 15 SSIs, IR 2,2% (CI 95% 1,1; 3,3)); post: (608 Operationen, 8 SSIs, IR 1,3% (CI 95% 0,4; 2,2))) zeigte sich dieser Effekt ausschließlich bei den Trauma-Patienten (RR=0.52 (CI 95% 0,29; 0,92), p=0,02).
Schlussfolgerung: Das durch den hygienebeauftragten Arzt implementierte Bundle führte zu einer signifikanten Reduktion der NIs und SSIs. Dieser Effekt war bei den traumatologischen Patienten stärker ausgeprägt.