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Der Hospital Frailty Risk Score als Prädiktor für Komplikationen bei Wirbelsäulenoperationen
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Aufgrund der alternden Weltbevölkerung nimmt die Zahl der degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen, die chirurgische Eingriffe erfordern, stetig zu. Infolgedessen steigt auch die Zahl der Wirbelsäuleneingriffe im geriatrischen Patientengut. Da geriatrische Patienten eine höhere perioperative Komplikationsrate aufweisen, ist es aufgrund der großen Unterschiede im biologischen Alter der Patienten wichtig, das individuelle perioperative Risiko individuell abzuschätzen.
Neben dem Qualitätsaspekt führen Komplikationen zu längeren Krankenhausaufenthalten und somit zu einer sozioökonomischen Belastung für das öffentliche Gesundheitssystem auf der ganzen Welt. Daher werden Konzepte zur Risikostratifizierung immer wichtiger. In jüngster Vergangenheit wird dabei der Begriff der Gebrechlichkeit (Frailty) im chirurgischen Bereich immer wichtiger. 2018 wurde der Hospital Frailty Risk Score (HFRS) veröffentlicht. Ein großer Vorteil ist, dass er aus routinemäßig gesammelten Daten aus dem ICD-10 abgeleitet wird und somit überall kostengünstig implementiert werden kann.
Ziel dieser Studie war es, den Nutzen des HFRS als Prädiktor für postoperative Komplikationen bei Wirbelsäulenoperationen zu bewerten.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurde für 2042 Patienten, die sich zwischen 2011 und 2019 einer Wirbelsäulenoperation an einem Universitäts-Wirbelsäulenzentrum unterzogen, der HFRS berechnet. Multivariable logistische Regressionsmodelle wurden verwendet, um die Korrelation zwischen dem HFRS und postoperativen Komplikationen zu bewerten. Unerwünschte Ereignisse wurden zwischen Patienten mit hohem oder niedrigem Gebrechlichkeitsrisiko verglichen.
Primärer Endpunkt war die Reoperation innerhalb von 90 Tagen nach Primäreingriff. Komplikationen und Transfusionen wurden als sekundäre Endpunkte festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Patienten mit mittlerem oder hohem Gebrechlichkeitsrisiko zeigten eine höhere Reoperationsrate (19,7% gegenüber 12,2%, p <0,01), eine größere Anzahl perioperativer Infektionen (3,4% gegenüber 0,4%, p <0,001), internistische Komplikationen (4,1% gegenüber 1,1%, p <0,01), Major-Komplikationen Clavien-Dindo IV-(8,8% gegenüber 3,4%, p <0,001) und Transfusionen (10,9% gegenüber 1,5%, p <0,001).Die multivariable logistische Regressionsanalyse ergab einen hohen HFRS als unabhängigen Risikofaktor für eine Reoperation (Odds Ratio [OR] = 1,1; 95% -Konfidenzintervall [CI] 1,0-1,2; p = 0,001), Transfusion (OR = 1,3; 95% CI 1,2-1,4; p <0,001), interne Komplikationen (OR = 1,2; 95% CI 1,1-1,3; p = 0,003), Infektionen im OP-Gebiet (OR = 1,3; 95% CI 1,2-1,5; p <0,001) und andere Komplikationen OR = 1,3; 95% CI 1,2-1,4; p <0,001).
Das HFRS kann unerwünschte Ereignisse vorhersagen und ist ein einfaches Instrument, das aus routinemäßigen Krankenhausdaten gewonnen wird. Durch frühzeitiges Erkennen von Risikopatienten könnte das individuelle Patientenrisiko minimiert werden, was zu weniger Komplikationen und geringeren Kosten führt.