Artikel
Die antimikrobielle Empfindlichkeit von Erregern der pyogenen Spondylodiszitis: Vergleich zwischen ambulant erworbenen und in Verbindung mit dem Gesundheitssystem erworbenen Infektionen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Eine empirische Antibiotikatherapie bei Verdacht auf pyogene Spondylodiszitis (SD) sollte bei schwer erkrankten Patienten sofort eingeleitet werden und kann außerdem bei einem negativen mikrobiologischen Befunden nötig sein. Ziel dieser Studie war es, durch die Analyse der antimikrobiellen Empfindlichkeit der isolierten Erreger aus mikrobiologisch nachgewiesenen pyogener Spondylodiszitis einen Rückschluss auf ein angemessenes empirisches Antibiotika-Regime zu ziehen.
Methodik: Wir führten eine retrospektive Untersuchung von erwachsenen Patienten mit klinisch nachgewiesener SD, die in unserem Level-1-Traumazentrum zwischen 2013 und 2020 behandelt worden sind durch. Die demographischen Daten, radiologische Befunde und Behandlungsmodalitäten wurden ausgewertet. Die Angemessenheit der empirischen Antibiotikaregime wurde auf der Grundlage der Antibiogramme der isolierten Erreger beurteilt. Anhand der Anamensen wurde zwischen ambulant erworbenen (community-associated= CA) und Krankenhauserregern (healthcare-associated= HA) unterschieden, zu denen Fälle gezählt wurden, die in den vergangen 6 Monaten einen Krankhausaufenthalt oder eine invasive Intervention hatten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 155 Patienten (männlich: N=88; weiblich: N=67; Durchschnittsalter 66,1 ± 12,4 Jahre) mit SD identifiziert. In n= 74 (47,7%) Fällen wurden die Infektionen als mit dem Gesundheitssystem assoziiert bewertet (HA). N=34 (21,9%) erlitten eine Sepsis. In 47,1% der Fälle war die Lendenwirbelsäule, in 37,3% die Brustwirbelsäule und in 7,8% die Halswirbelsäule betroffen. In weiteren 7,8% der Fälle trat die SD an mehreren Wirbelsäulenabschnitten auf. N=96 (62,0%) Patienten wurden chirurgisch behandelt. Der mittlere Krankenhausaufhalt betrug 36.4 ± 36.3 Tage. Von n=45 Patienten (HA: N=22; CA: N=23) konnten die Antibiogramme retrospektiv ausgewertet werden: Die am häufigsten identifizierten Erreger waren Staphylococcus aureus (46,7%), Coagulase-negative Staphylokokken (17,8%) Enterobacteriaceae (15,6%) und Streptococcus-Arten (15,6%). Insgesamt waren 82.2% (HA: 68.2%; CA: 95,5%) der isolierten Erreger empfindlich gegenüber Piperacillin/Tazobactam, 77.8% (HA: 81,8%; CA: 72,2%) gegenüber Vancomycin, 64,4% (HA: 68,2%; CA: 59,1%) gegenüber Clindamycin und 55.6% (HA: 36,4%; CA: 72,7%) gegenüber Ceftriaxon sensibel. Gegenüber einer Kombination aus Vancomycin plus Meropenem zeigten sich 97,8% der Erreger sensibel (HA: 95,5%; CA: 100,0%), gegen Vancomycin plus Ciprofloxacin 91,1% (HA: 86,4%; CA: 95,7%) und gegen Vancomycin plus Cefotaxim 93,3% (HA: 90,9%; CA: 95,7%). In 14 Fällen wurde die empirische Antibiose nach Erhalt des Antibiogramms angepasst.
Die Antibiotika-Resistenzen der Erreger der CA SD unterschieden sich maßgeblich von denen der HA SD. Der Keimnachweis und die Anfertigung eines Antibiogramms ist für die antibiotische Therapie wegweisend. Vancomycin in Kombination mit einem Carbapenem, Breitspektrum-Cephalosporin oder Fluorchinolon kann für die empirische Behandlung einer HA SD geeignet sein.