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Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter – Ergebnisse einer nationalen Multicenterstudie mit 367 Patienten
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Veröffentlicht: | 26. Oktober 2021 |
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Fragestellung: Generell stellen Wirbelsäulenverletzungen bei Kindern unter 16 Jahren eine seltene Verletzungsentität dar. Für Deutschland liegen keine belastbaren Daten bezüglich der Epidemiologie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter vor. Gerade bei pädiatrischen Patienten, bei denen sowohl die Anamnese, die klinische Untersuchung, aber auch die Durchführung der bildgebenden Diagnostik häufig erschwert ist, müssen sämtliche Hinweis auf eine Verletzung der Wirbelsäule mitberücksichtigt werden.
Das Ziel der vorliegenden Studie war die Bereitstellung epidemiologischer Daten von pädiatrischen Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen in Deutschland, um diese zukünftig in die Entscheidungsfindung bei der Diagnostik und Therapie dieser Patienten einfließen lassen zu können.
Methodik: Im Rahmen einer nationalen Multicenterstudie wurden retrospektiv Patientendaten innerhalb eines Zeitraums von sieben Jahren aus sechs Wirbelsäulenzentren erhoben. Neben der Erfassung der demographischen Daten, wurde der Unfallmechanismus, die betroffene Wirbelsäulenregion und auch die Begleitverletzungen erfasst. Zudem erfolgte die Erfassung der bildgebenden Diagnostik sowie der jeweiligen Therapie.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 367 Kinder (weiblich : männlich = 1 : 1,2) mit insgesamt 610 Verletzungen an der Wirbelsäule eingeschlossen werden. Das mittlere Alter lag bei 12 (± 3,5) Jahren. Die häufigsten Unfallmechanismen in allen Altersgruppen waren ein Sturz aus unter 3 Metern Höhe, sowie Verkehrsunfälle. Die bildgebende Diagnostik musste nur in Ausnahmefällen in Narkose durchgeführt werden. Während jüngere Kinder (0-9 Jahre) eher Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule erlitten, zeigten sich Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule eher bei Kindern > 10 Jahren. Die Kinder zeigten häufige Begleitverletzungen an Kopf und Extremitäten. Im Bereich der Wirbelsäule befanden sich weitere Verletzungen meist benachbart und nur selten in anderen Regionen. Rund 75% der Kinder wurden konservativ behandelt.
Die Ergebnisse unterscheiden sich von den Erkenntnissen aus der Erwachsenenmedizin und beschreiben spezielle Gegebenheiten für pädiatrische Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen. Trotz gewisser Limitationen können sie so bei der Entscheidungsfindung über durchzuführende Diagnostik und Therapie dieser Patienten helfen.