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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Chirurgische Therapie einer schweren Form des congenitalen muskulären Torticollis im Erwachsenenalter

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Fabian Hennes - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Dimitris Ntalos - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Felix Prange - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Bastian Dierck - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Martin Stangenberg - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Lennart Viezens - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Johannes Maria Rueger - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Marc Dreimann - Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO26-665

doi: 10.3205/16dkou733, urn:nbn:de:0183-16dkou7335

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Hennes et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der congenitale muskuläre Torticollis (CMT) ist mit einer Inzidenz von 0,3 - 1,9 % nach der Hüftgelenkdysplasie und dem Klumpfuß die dritthäufigste congenitale muskuloskelettale Anomalie. Ursächlich ist eine Kontraktur des Musculus sternocleidomastoideus (SCM), die zu einer Lateralflexion des Kopfes zur ipsilateralen und zu einer Rotation des Kinns zur kontralateralen Seite führt. Fälle eines nicht-therapierten CMT im Erwachsenenalter wurden bisher selten beschrieben. Insbesondere im Falle schwerwiegender Verläufe mit sekundären Skelettdeformitäten ist der Benefit einer späten operativen Therapie unklar. Im vorliegenden Fall eines schweren nicht-therapierten CMT konnten wir durch eine Tenotomie des SCM einen deutlichen Behandlungserfolg erzielen.

Methodik: Wir berichten über einen 18-jährigen männlichen Patienten mit einer schweren Form eines nicht-therapierten linksseitigen CMT mit sekundärer rechtskonvexer Rotationsskoliose der Halswirbelsäule (HWS) sowie assoziierter craniofacialer Deformität. Im 5. Lebensjahr sei das erste Mal eine beginnende Seitneigung des Kopfes nach links aufgefallen. Infolge unzulänglicher medizinischer Versorgung im Heimatland des Patienten blieben Diagnosestellung sowie adäquate Therapie aus und es entwickelte sich das manifeste Bild eines CMT mit sekundärer Gesichtsasymmetrie. Bei der ersten Vorstellung in unserer Klinik erfolgte neben der klinischen Untersuchung eine bildgebende Diagnostik mittels Röntgen, CT der HWS sowie MRT der gesamten Wirbelsäule zum sicheren Ausschluss von Wirbelkörperfehlbildungen und -assimilationen sowie Anomalien des Myelons. Gemeinsam mit dem Patienten entschieden wir uns für eine operative Therapie. Es erfolgte eine offene bilaterale und bicapitale Tenotomie des linken SCM mit ausgiebigem Release und Mobilisation des Kopfes. Unmittelbar postoperativ zeigte sich ein gesteigertes Bewegungsausmaß für die Linksrotation. Der postoperative Verlauf war regelrecht. Eine weiche Cervicalorthese wurde 6 Wochen postoperativ getragen und es erfolgte eine tägliche Physiotherapie sowie intensive Eigenbeübung. In der klinischen Nachuntersuchung 5 Wochen postoperativ zeigten sich eine weitere Steigerung der Linksrotation sowie eine zunehmende Aufrichtung des Kopfes. Darüber hinaus zeigte sich der Patient zufrieden mit seinem verbesserten äußeren Erscheinungsbild aufgrund der Korrektur der Kopffehlhaltung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zusammenfassend scheint die Tenotomie des SCM auch bei schwerwiegenden Fällen eines CMT nicht nur im Kindes- sondern auch im Erwachsenenalter eine vielversprechende Therapieoption darzustellen. Inwieweit sich ebenfalls die HWS-Skoliose und die craniofacialen Deformitäten nach Wegfall des ursächlichen Zugs durch den kontrakten SCM zurückbilden werden, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Weitere Nachuntersuchungen stehen an. Aktuelle Studien berichten jedoch ebenfalls von einer Verminderung der sekundären Skelettdeformitäten nach operativer Therapie des CMT.