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Wiederherstellung der Fußhebung nach Implantation einer Neuroprothese bei zentralbedingtem Fallfuß – Erste klinische Ergebnisse
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Die Schädigung des 1. Motoneurons ist einer der Hauptursachen zur Entstehung eines Fallfußes. Anders als bei den bisherigen Therapiemöglichkeiten mittels Orthesen oder Arthrodesen ist die therapeutische Wirkung durch die Implantation eines Neurostimulator am Peroneusnerv durch wenige Quellen belegt. Das ActiGait®-System (Otto Bock, Duderstadt/Germany) ist ein Hybrid-Neuroimplantat, welches eine Wiederherstellung der Dorsalextension am oberen Sprunggelenk während der Schwungphase durch Stimulation der motorischen Anteile des N. peroneus ermöglicht. Die vorliegende retrospektive Studie untersucht die ersten klinischen Ergebnisse nach Implantation einer Neuroprothese.
Methodik: 20 Patienten wurden operativ mit einem ActiGait®-System versorgt und in der vorliegenden Studie eingeschlossen. Einschlusskriterien waren ein Fallfuß, welcher durch einer zentralen Läsion bedingt und länger als 6 Monate zurücklag, sowie eine positive Testung der Leitfähigkeit des N. peroneus durch externe Oberflächenstimulation. Das Durchschnittsalter betrug 52.89 ± 9.58 Jahren. Nach einer mittleren follow-up-Zeit von 12.33 ± 6.38 Monaten wurde die Ganggeschwindigkeit mittels 10-Meter-Geh-Test (10MGT) evaluiert sowie die Ausdauer mittels 6-Minuten-Geh-Test (6MGT) erfasst. Zur Ermittlung der Alltagsaktivität wurde der Emory Functional Ambulation Profile (EFAP) durchgeführt. Alle Daten wurden in aktviertem und deaktiviertem Zustand des ActiGait®-Systems erhoben. Zusätzlich wurde die Patientenzufriedenheit in einem individuellen Fragebogen festgehalten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die erhobenen Daten zeigen eine signifikante Verbesserung in allen durchgeführten Tests: 10MGT von 11,54s auf 7,42s im 10MGT, p < 0.005; 6MGT von 212,38m zu 308,55m, p < 0.002; EFAP von 103,06s zu 59,67s, p < 0.001. Als additive Verfahren zur Verbesserung der Dorsalextension wurde bei vier Patienten (20% der Kohorte) eine perkutane Achillessehnenverlängerung aufgrund einer sekundären Verkürzung durchgeführt. Bei weiteren vier Patienten erfolgten eine Arthrodese des Interphalengeal-I-Gelenkes zur Stabilisierung der Großzehe sowie eine minimalinvasive Beugesehnentenotomie bei spastischer Krallenzehfehlstellung. Bei keinem Patienten war eine operative Revision erforderlich. Eine verbesserte Patientenzufriedenheit sowie eine Verbesserung der Mobilität und Lebensqualität konnte zu 95% bzw. 90% erreicht werden.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verbesserung der Ganggeschwindigkeit und Mobilität, welche eine Verbesserung der Lebensqualität ermöglichen. Aufgrund des geringen Kollektivs werden weitere klinische und vergleichende Studien nötig sein um die therapeutische Überlegenheit des ActiGait®-Systems zu validieren.