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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Anatomische Variationen des Sehnenansatzes des Musculus tibialis posterior

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Madeleine Willegger - Univ. Klinik für Orthopädie, AKH Wien, Wien, Austria
  • Nargiz Seyidova - Inst. für Anatomie, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Reinhard Windhager - Medizinische Universität Wien, Univ. Klinik für Orthopädie, Wien, Austria
  • Reinhard Schuh - Univ. Klinik für Orthopädie, AKH Wien, Wien, Austria
  • Lena Hirtler - Inst. für Anatomie, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO25-1511

doi: 10.3205/16dkou720, urn:nbn:de:0183-16dkou7209

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Willegger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Musculus tibialis posterior ist er der wichtigste Muskel zur Prävention eines Plattfußes, da er mit seiner Sehne die mediale Strebe der Fußwölbung unterstützt ("Antiplanusmuskel"). Der M. tibialis posterior unterstützt aktiv die Funktion des Pfannenbandes des unteren Sprunggelenks und hemmt die Pronation im unteren Sprunggelenk. Er wirkt somit Schubkräften des Caput talis nach medial und plantar entgegen. Beim erworbenen Plattfuß,der chronisch degenerativen Ruptur der tibialis posterior Sehne, werden zur chirurgischen Therapie Sehnentransfers angewandt. Ziel dieser Eingriffe ist es, am anatomischen Ansatzpunkt des tibialis posterior eine Ersatz Sehne zu inserieren um so eine Rekonstruktion des Fußgewölbes zu ermöglichen. Wie jedoch bereits aus Anatomischen Lehrbüchern hervorgeht, unterliegt die tibialis poterior Sehne einer hohen Variabilität in ihren Ansätzen.

Methodik: Ziel dieser anatomischen Präparatestudie war es, die anatomischen Variationen der Sehnenansätze des M. tibialis posterior zu untersuchen und zu klassifizieren.

In dieser Studie wurden 41 Formalin-Phenol-Lösung fixierte Unterschenkel Präparate von freiwilligen letztwilligen Körperspenden am Anatomischen Institut untersucht. Nach stumpfer Präparation des Muskelansatzes inklusive korrespondierendem Knochen, wurden standardisierte Fotographien mit Maßstab zur Dokumentation angefertigt. Anschließend erfolgte die scharfe abpräparation des Sehnenansatzes vom anatomischen Fußabdruck "footprint" mit farblicher Markierung. Erneut wurde eine Photographie angefertigt. Die Auswertung der anatomischen Sehnenansätze erfolgte anhand der Photos.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der M. tibialis posterior setzte in allen Präparaten im Sehnenverlauf an der tuberositas des Os naviculare an (100%). Die Sehne zieht anschließend tiefer in das Fußgewölbe und setzt insgesamt an 2 bis 8 Knochen des Fußes an. In 80,4% der Fälle zieht ein Sehnenanteil zum Os cuneiforme mediale angelagert an das mediale cuneonaviculare Ligament. In 87,8% setzt der M. tibialis posterior zusätzlich am os cuneiforme laterale an. Nach distal fächerte sich die Sehne weiter auf an die Basis des Metatarsale 2, 3, 4 oder 5 auf. Zusätzlich konnte ein Sehnenstrang zum os cuboideum und zum calcaneus bei einigen Präparaten bemerkt werden.

Um eine möglichst effiziente Hebelwirkung durch den Sehnenzug nach Sehnentransfer zu kreieren, ist eine anatomisch korrekte Positionierung der Tenodese notwendig. Eine profunde Kenntnis der Variationen des Sehnenansatzes (tuberositas ossis naviculare, os cuneiforme mediale, os cuneiforme laterale) ist von klinisch-praktischer Bedeutung in der orthopädischen Fußchirurgie.