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Tenotomie und Kernnaht der murinen Achillessehne als kliniknahes in-vivo Sehnenheilungsmodell
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Das bei der Sehnenheilung entstehende Regenerationsgewebe erreicht nicht mehr die Stabilität und Belastbarkeit einer unverletzten Sehne. Gängige murine in-vivo Heilungsmodelle mit solitären "punch-Verletzungen" ohne Naht spiegeln oft nicht die klinische Realität wieder. Ziel der vorliegenden Studie ist es, verschiedene Nahttechniken mit vollständiger Durchtrennung und nachfolgender Adaptation, sowie postoperativer Ruhigstellung einer murinen Achillessehne zu evaluieren.
Methodik: Für die Untersuchungen wurden 24 männliche C57BL/6 Mäuse im Alter von 8-12 Wochen mit einem Körpergewicht von 22-28 g verwendet. Die Tiere wurde zunächst mittels Isofluran-Maskennarkose (2,5 Vol. %) anästhetisiert und mit Carprofen analgetisch behandelt. Unter stereomikroskopischer Vergrößerung wurde dann eine standardisierte Tenotomie der linken Achillessehne 5 mm proximal des calcanearen Ansatzes durchgeführt. In Gruppe 1 (n=6) wurde die Achillessehne mittels Kirchmayr-Kessler Naht (PDS 7-0) adaptiert. In Gruppe 2 (n=6) wurde zusätzlich, zur postoperativen Ruhigstellung, eine Cerclage (Prolene 6-0) durch die tibio-fibulare Gabel sowie, mit Hilfe einer Bohrung, durch den Calcaneus geführt. In Gruppe 3 (n=6) wurde zusätzlich zur Kirchmayr-Kessler Naht (PDS 7-0) zur Feinadaptation der Stümpfe eine Ringnaht mittels Onalon 9-0 eingebracht. Die Cerclage wurde hier unterhalb der Plantarfaszie (ohne Bohrung) gelegt. In Gruppe 4 (n=6) wurde die gleiche Technik wie in Gruppe 3 verwandt, wobei die Kirchmayr-Kessler Naht durch eine Nahttechnik nach Lange (2 Kernnähte PDS 7-0 und Onalon 9-0) modifiziert wurde. Die Tiere wurden dann jeweils nach 1 Woche euthanasiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In Gruppe 1 zeigte sich bei allen Tieren eine Ruptur der Naht mit vollständiger Retraktion der Sehnenstümpfe. In Gruppe 2 waren die Nähte ebenfalls bei allen Tieren rupturiert. Durch die Ruhigstellung mittels Cerclage war die Retraktion der Sehnenstümpfe jedoch deutlich geringer. Ebenfalls war die Cerclage bei 4 Tieren nach proximal aus dem Calcaneus ausgebrochen. In Gruppe 3 zeigten 2 Tiere eine verringerte Dehiszenz der Sehnenstümpfe bei intaktem Nahtmaterial. Bei 4 Tieren war die Cerclage gerissen und korrespondierend die Sehnenstümpfe dehiszent. In Gruppe 4 konnte nur noch bei 1 Tier eine Nahtdehiszenz festgestellt werden. Bei den anderen Tieren der Gruppe zeigte sich das Nahtmaterial bei guter Adaptation der Sehnenstümpfe intakt. In allen Gruppen zeigten sich im histologischen Schnitt die durch die Nähte gefassten Sehnenstümpfe weitestgehend azellulär. Zusammenfassend konnte nur in Gruppe 4 eine adäquate Adaptation der Sehnenstümpfe nach 1 Woche erreicht werden. Dies lässt den Schluss zu, dass eine Kombination aus 2 Kernnähten und postoperativer Ruhigstellung mittels Cerclage die Voraussetzung für eine adäquate Heilung der Achillessehne schafft. Die azellulären Sehnenstümpfe zeigen, dass die Naht Einfluss auf den Heilungsvorgang einer Sehne hat und bei der Entwicklung von in-vivo Modellen berücksichtigt werden sollte.