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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Hibernom: Symptomatik, Diagnostik und Therapie eines seltenen benignen Weichteiltumors am proximalen Oberarm

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benjamin Ulmar - Orthopädische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Frank Leucht - Orthopädische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Thomas Kappe - Orthopädische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Angela Trubrich - Orthopädische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Heiko Reichel - Orthopädische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Tugrul Kocak - Orthopädische Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO24-1040

doi: 10.3205/16dkou707, urn:nbn:de:0183-16dkou7073

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Ulmar et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Hibernome sind seltene benigne Tumoren des braunen Fettgewebes und bilden sich im Körper des Erwachsenen dort, wo das ursprünglich fetale braune Fettgewebe noch beim Erwachsenen vorkommt. Am häufigsten beschrieben sind Manifestationen an der oberen und unteren Extremität, am Nacken und in der periscapulären Region. Klinisch imponieren bei den langsam wachsenden Tumoren zum Teil Schmerzen und /oder neuro-vaskuläre Ausfälle aufgrund der lokal wirkenden Kompression der umgebenden Gewebe und Strukturen durch den Tumor. Wir präsentieren die Kasuistik eines großen Hibernoms der Axilla und des proximalen Oberarms und erläutern klinische Symptomatik, Diagnostik und abschließende Therapie.

Methodik: Ambulant vorstellig wurde eine 59-jährige Patientin mit progredienter Weichteilschwellung des linken proximalen Oberarms. Schmerzen wurden verneint. Es bestanden jedoch eine palpable Verhärtung des proximalen Oberarms und eine diskrete Kribbelparästhesie der Finger 1-3 der linken Hand. Die weiterführende Diagnostik mit Kernspintomographie der betroffenen Extremität ergab einen in der Länge mehr als 10 cm messenden dorso-medial lokalisierten fettäquivalenten Weichteiltumor am proximalen Oberarm mit Zeichen des verdrängenden Wachstums. Eine Infiltration der umgebenden Gewebe konnte nicht mit abschließender Sicherheit ausgeschlossen werden. Im Randbereich wurde zudem fraglich eine inhomogene Kontrastmittelaufnahme beschrieben. Suspekte Lymphknoten konnten nicht gesichert werden. Differentialdiagnostisch wurde neben einem Lipom aufgrund der inhomogenen Kontrastmittelaufnahme auch die Möglichkeit eines gut differenzierten Liposarkoms diskutiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Aufgrund der Größe und des nicht eindeutigen kernspintomographischen Befundes erfolgte in Erwartung eines potentiell malignen Befundes über einen antero-lateralem Zugang am proximalen Oberarm die Inzisionsbiopsie. Die patho-histologische Aufarbeitung ergab ein Hibernom. In der Folge wurde die Indikation zur marginalen Resektion gestellt und über einen dorsalen Zugang und unter Neuromonitoring durchgeführt. Unter sorgfältiger Schonung der neuro-vaskulären Strukturen gelang die in toto Resektion des Tumors. Der histo-pathologische Endbefund bestätigte die Diagnose eines Hibernoms ohne Anhalt auf Malignität. Der weitere Verlauf war komplikationslos und nach kompletter Resektion rezidivfrei.

Die Falldarstellung zeigt die sehr seltene Diagnose eines Hibernoms von sehr großer Ausdehnung mit Hauptbefund am proximalen Oberarm. Die Diagnostik muss insbesondere zur differentialdiagnostischen Abgrenzung eines gut differenzierten Liposarkoms neben der suffizienten Bildgebung auch eine Inzisionsbiopsie vor der endgültigen operativen Therapie mit einschließen. Therapie der Wahl ist nach Literatur die marginale Resektion. Rezidive nach korrekter Resektion sind nicht beschrieben.