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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Hochgradige Wirbelsäulenfehlstellung nach onkologischer Resektion eines paravertebralen Sarkomes mit radiogenem Weichteildefekt

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Holger Keil - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Unfall- und orthopädische Chirurgie, Ludwigshafen, Germany
  • Stefan Matschke - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Unfall- und orthopädische Chirurgie, Ludwigshafen, Germany
  • Ulrich Kneser - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, plastische und rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Germany
  • Paul Alfred Grützner - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Unfall- und orthopädische Chirurgie, Ludwigshafen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO24-172

doi: 10.3205/16dkou706, urn:nbn:de:0183-16dkou7066

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Keil et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ein 50-jähriger männlicher Patient stellte sich mit einer erheblichen kyphoskoliotischen Fehlstellung vor. In der Vorgeschichte war knapp 4 Jahre zuvor die onkologische Resektion eines rechtsseitigen spindelzelligen Sarkomes der autochthonen Rückenmuskulatur mit dorsaler Instrumentierung Th10-L4 und anschließender Bestrahlung erfolgt. Im weiteren Verlauf innerhalb von 20 Monaten war die zweimalige Resektion von pulmonalen Filiae erfolgt, seitdem bestand kein Anhalt auf ein Lokalrezidiv oder weitere Filialisierung.

Thorakolumbal war eine zunehmende kyphoskoliotische Fehlstellung entstanden (ventraler Überhang 10cm, kyphotische Knickbildung cranial der Instrumentierung 37°, ap caudal der Instrumentierung 40°). Das Gehen war im Wesentlichen nur noch am Rollator möglich.

Zudem bestand post radiatio ein ca. 15x10cm großer Strahlenschaden der Haut mit Fistelung nach subcutan, aufgrund dessen eine Korrektur der Fehlstellung von mehreren Kliniken abgelehnt wurde. Wir stellten den Casus interdisziplinär zur kombinierten Korrektur und Weichteildeckung im Hause vor.

Methodik: Im interdisziplinären Ansatz wurde eine Korrektur-Spondylodese mit PSO L4 und Verlängerung der Instrumentierung auf Th8-Ileum präoperativ in CAD-Technik geplant. Zur Planung der Defektdeckung war präoperativ eine MRT-Darstellung der Gefäßsituation erfolgt. Davon ausgehend sollte die plastischer Deckung des nach Sanierung der Weichteile entstehenden Defektes durch eine freie Latissimus-dorsi Lappenplastik am Folgetag durchgeführt werden um eine suffiziente Weichteildeckung der Instrumentierung zu erreichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Intraoperativ konnte im Rahmen der Spondylodese eine weitgehende Wiederaufrichtung mit Korrektur des ventralen Überhanges auf -1cm erreicht werden. Der kyphotische Knick konnte in einen harmonischen Übergang thorakolumbal überführt werden, die Abweichung in der ap-Ebene wurde auf 12° korrigiert.

Die Defektdeckung konnte ebenfalls wie geplant am Folgetag mit einer freien Latissimus-dorsi Lappenplastik mit Anschluss über einen AV-Loop (V. saphena magna) an die A. circumflexa scapulae und V. subscapularis erfolgen.

Postoperativ wurde der Patient 4 Tage nachbeatmet und konnte im weiteren Verlauf langsam mobilisiert werden. Bei Entlassung am 33. postoperativen Tag in die AHB war der Patient bis zum Treppensteigen selbständig mobilisiert.

Nur im interdisziplinären Ansatz von plastischer und orthopädischer Chirurgie mit jeweils hochkomplexen Eingriffen ließ sich somit die diffizile Ausgangssituation einer erheblichen und behindernden thorakolumbalen Fehlstellung in Kombination mit einem großen Weichteildefekt gut beherrschen.