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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Risikofaktorenanalyse zur Glenoidlockerung nach totaler Schulterendoprothese bei primären Omarthorsen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Patric Raiss - Universität Heidelberg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Markus Loew - ATOS Klinik Heidelberg, Schulter- und Ellenbogenchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Pascal Boileau - Hôpital de L´Archet 2, Nizza, France
  • Gilles Walch - Centre Orthopedique Santy, Lyon, France
  • Felix Zeifang - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO23-1172

doi: 10.3205/16dkou691, urn:nbn:de:0183-16dkou6912

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Raiss et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, operationstechnik-, implantat-und patientenbezogene Risikofaktoren für Lockerungen von zementierten Glenoidkomponenten an einem großen und homogenen Patientenkollektiv im Mittel- und Langzeitverlauf im Rahmen einer multizentrischen Studie zu analysieren.

Methodik: Es wurden Patienten mit 471 Schulterprothesen sowohl klinisch, als auch radiologisch untersucht. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum des Kollektivs betrug 8 (1 - 20) Jahre. Es wurde der Constant Score mit seinen Untergruppen, sowie das aktive Bewegungsausmaß dokumentiert. Präoperativ waren bei allen Patienten Röntgenbilder der betroffenen Schultern in zwei Ebenen, sowie eine CT- oder MRT Bildgebung vorhanden. Postoperativ wurden Röntgenbilder in 2 Ebenen zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung ausgewertet. Eine Risikoanalyse in Bezug auf Lockerungen der Pfannenkomponenten wurde für folgende Faktoren durchgeführt: Geschlecht, Alter, Händigkeit, Glenoidmorphologie nach Walch, Ausmaß des Fräsens am Glenoid, glenohumerales Missmatch, Glenoidkomponentendesign, Präparationstechnik der Schulterpfanne und fettige Degeneration der Muskelbäuche von M. supraspinatus, infraspinatus und subscapularis.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der mittlere präoperative Constant Score betrug 30 (1-87) Punkte und konnte postoperativ auf 65 (0-95) Punkte angehoben werden (p<0.001). Insgesamt wurden 137 Glenoidkomponenten (29,1%) als radiologisch gelockert gewertet. Die Revisionsrate im gesamten Kollektiv betrug 8,7% (n=41). Folgende Risikofaktoren konnten für eine Lockerung der Glenoidkomponente ausfindig gemacht werden: das Vorhandensein eines B2-Glenoids (2,3-fach erhöht im Vergleich zu A1-Glenoiden), ein aggressives Fräsen am Glenoid (3,7-fach), ein glenohumerales Missmatch <6mm (pro Millimeter Reduzierung des Missmatchs = 19% erhöhtes Risiko) und die Verwendung von flat-back Glenoidkomponenten im Vergleich zu convex-back Glenoiden (3,1-fach). Die Faktoren Geschlecht, Alter, Händigkeit, Präparationstechnik an der Schulterpfanne und fettige Degeneration der Rotatorenmanschette hatten keinen Einfluss auf das Auftreten von Glenoidlockerungen.

Anhand der Ergebnisse dieser Arbeit konnte an einem großen und homogenen Patientenkollektiv eine Vielzahl an Risikofaktoren für Lockerungen von zementierten Glenoidkomponenten aufgezeigt werden. Durch eine Optimierung der OP-Technik, der Implantatkonfiguration und der Patientenselektion könnten die hohen Raten an radiologischen Lockerungen zukünftig gesenkt werden.