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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Wird bei Scaphoidfrakturen die Stabilität der Osteosynthese durch in unterschiedlichen Winkeln eingebrachte Kompressionsschrauben verbessert? Eine Biomechanische experimentelle Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Isabel Graul - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Robert Lindner - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Nicky Schettler - Heliosklinikum Erfurt, Erfurt, Germany
  • Reinhard Friedel - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Gunther O. Hofmann - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Halle (Saale), Jena, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO22-334

doi: 10.3205/16dkou687, urn:nbn:de:0183-16dkou6878

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Graul et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen des Scaphoids sind mit ca. 80 % die häufigsten Frakturen der Handwurzelknochen. Die häufigste Lokalisation der Skaphoidfrakturen betrifft das mittlere und distale Drittel. Insbesondere die Blutversorgung ist ein Grund für die relativ hohe Osteonekroserate, verzögerte Frakturheilung und Pseudarthroserate nach Skaphoidfrakturen. Der Goldstandard zur operativen Versorgung der instabilen Scaphoidfraktur (Typ B nach Herbert [1]) ist die Schraubenosteosynthese mit kanülierten Doppelgewindeschrauben (Herbert Schrauben). Aufgrund der komplexen Konfiguration des Scaphoids ist die Schraubenpositionierung häufig schwierig.

Methodik: Zur Standardisierung des Testablaufes wurden als Abbild von humanen Scaphoidknochen Kunstknochen aus Zweikomponenten Polyurethanschaum (H200, Voss Chemie GmbH) mit einer Dichte von 150kg/m3 hergestellt, die separat validiert wurden. Es wurden standardisierte Typ B2 Frakturen (Herbert Klassifikation) gesetzt und diese mittels kanülierter Doppelgewindeschrauben (HCS 3.0 Fa. Synthes) osteosynthetisch versorgt. Es erfolgte die Insertion in 0° zur anatomischen Achse des Scaphoids (24mm HCS, n=9), 10° verkippt zur Achse (23mm, n=7) und 20° verkippt zur Achse (21mm, n=9). Der Kunstknochen wurde auf einem zweidimensional beweglichen Traversentisch mit Krafteinleitung in einer 45° Position, einen Belastungsmechanismus simulierend, getestet.

Die biomechanische Testung wurde mit einer Zwicki line Z 2.5 (Fa. Zwipp/Roell) bis zum Versagen (Abfall Fmax >30%, Dislokation >2mm) durchgeführt. Die Daten wurden mit testXpert II dokumentiert. Die Messungen erfolgten mit einem Kraftsensor 100N. Die Statistik wurde mit SPSS ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Scaphoidfrakturen mit der eingebrachten Kompressionsschraube in der 0°Achse des Scaphoids zeigten eine Steifigkeit von 48.6N/mm +/-10.4N/mm und Festigkeit 71.6N +/- 31.0N bis zum Osteosyntheseversagen. Bei Insertion 10° verkippt zur Achse zeigt sich eine Steifigkeit von 32.7N/mm +/- 9.3N/mm und eine Festigkeit von 41.6N +/- 13.2N. Die 20° verkippt zur Achse eingebrachten Kompressionsschrauben zeigten eine Steifigkeit von 29.3N/mm +/- 4.6N/mm und Festigkeit von 50.3N +/-19.5N.

Die Steifigkeit und Festigkeit der Scaphoidfrakturen war signifikant (p<0.05) höher bei Verwendung der axial eingebrachten Schraube. Die Lage der axial eingebrachten Schrauben zur Frakturlinie war orthograd und es konnten aufgrund der Knochenmorphologie längere Schrauben eingebracht werden. Die Gruppe der streng orthograd axial eingebrachten Schrauben waren am längsten. Ein Abweichen der Schraubenpositionierung von 10° und 20° zeigt signifikant schlechtere Ergebnisse hinsichtlich Frakturstabilität und Festigkeit.


Literatur

1.
Herbert TJ, et al. J Hand Surg Br. 1992.
2.
Hart A, et al. J Hand Surg Am. 2013.
3.
Hausmann JT, et al. Injury. 2007.