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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Ursachen der Schultergelenkempyeme, degenerativ oder Frakturversorgung?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Rita Schoop - BG Klinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Ulf-Joachim Gerlach - BG-Unfallkrankenhaus Hamburg, Septische Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO18-594

doi: 10.3205/16dkou632, urn:nbn:de:0183-16dkou6320

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Schoop et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ist die Frakturversorgung immer noch die Hauptursache für Schultergelenkempyeme, oder hat sich das mit der Zunahme der Behandlung degenerativer Erkrankungen geändert?

Methodik: Von 11/1999 bis 1/2016 wurden 139 Patienten (42 Frauen, 97 Männer, Durchschnittsalter 61,2 Jahre (30-87)) wegen eines Schultergelenkempyems behandelt.

Die Patienten wurden bis 2005 retrospektiv, seit 6/2005 prospektiv in einer großen Fallserie behandelt und klinisch sowie subketiv nach dem DASH-Score nachuntersucht. Bis auf 4 Fälle (hämatogene Streuung) war die Ursache iatrogen (101xOP, 33x andere ärztliche Maßnahmen, 1x unklare Ursache).

Die Infektdauer betrug bis zur Übernahme der Behandlung im Schnitt etwa 2 Monate. 118 Patienten hatten z.T. mehrere wesentliche Begleiterkrankungen. Bei 100 Patienten war vor Übernahme eine operative Infektbehandlung (4,5 Op) erfolgt. In 2/3 der Fälle konnte ein Keimnachweis geführt werden. Hier ist es im Verlauf der Untersuchung der Studie zu einem deutlichen Wechsel zu den Problemkeimen gekommen.

Je nach Infektstadium wurde arthroskopiert (4), offen gelenkerhaltend (63) oder resezierend (72) vorgegangen. 66mal wurde ein Gelenkerhalt angestrebt, wegen ausbleibender Infektberuhigung nur 63mal erreicht. 4 Patienten wurden sekundär mit einer Prothese versorgt. In 72 Fällen wurde das Gelenk reseziert, einmal erfolgte eine thorakoscapuläre Exartikulation bei nekrotisierender Fasciitis, ein Patient verstarb nach langdauernder auswärtiger Behandlung an seinen Begleiterkrankungen. Retrospektiv konnten 122 von 139 Patienten nach durchschnittlich 21,8 (2-74) Monaten klinisch und radiologisch sowie 95 nach dem Dash-Score nachuntersucht werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: War die Infektursache zwischen 1999 und 2005 noch überwiegend die Frakturversorgung durch Osteosynthese oder Prothese so ist sie später die operative Behandlung degenerativer Schulterläsionen. Auch das Keimspektrum hat sich bei den chronischen Schultergelenkinfektionen vom einfachen Staph. aureus zu den vielfach resistenten Problemkeimen geändert. Bei allen nach untersuchten Patienten war der Infekt beruhigt; 4mal arthroskopisch, 63mal offen durch gelenkerhaltendes und 72mal durch gelenkresezierende Vorgehen. Wir haben jetzt jedoch 3 Spätrezidive gesehen.

Die frühen Infekte, insbesondere die, die arthroskopisch beruhigt werden konnten, hatten in der Nachuntersuchung eine freie Beweglichkeit, aber auch gelenkresezierte Patienten erreichten z. T. ein gutes Bewegungsausmaß und eine gutes subjektives Outcome (Dash-Score<50). Die Prothesenversorgung ist nur in seltenen Fällen notwendig.

Insgesamt ist das Behandlungsergebnis bei den Patienten mit degenerativer Grunderkrankung schlechter als das derer nach Fraktur.

Durch die von uns angewandte stadienadaptierte Therapie der meist weit fortgeschrittenen Schultergelenkempyeme konnte in allen Fällen eine dauerhafte Infektberuhigung erzielt werden. Berücksichtigt man, dass in 72 Fällen eine Gelenkresektion vorgenommen werden musste, sind die Ergebnisse sehr überzeugend.