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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Psychosoziale Belastung und Lebensqualität bei Patienten mit periprothetischen Infektionen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Heinrich Mühlhofer - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Carolin Knebel - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Jennifer Menzemer - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Florian Pohlig - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Peter Herschbach - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psych., Sektion Psychosoziale Onkologie, München, Germany
  • Ingo Banke - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Rüdiger von Eisenhart-Rothe - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Johannes Schauwecker - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO17-1444

doi: 10.3205/16dkou612, urn:nbn:de:0183-16dkou6124

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Mühlhofer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die periprothetische Infektion einer Gelenkendoprothese stellt eine der schwerwiegendsten Komplikationen im Bereich der Endoprothetik dar. Durch die notwendigen Revisionsoperationen (zweizeitiger Wechsel mit prothesenfreiem Intervall) stellt dies neben den sozioökonomischen Herausforderungen an das Gesundheitssystem vor allem eine psychische und psychosoziale Langzeitbelastung für den Patienten dar. Psychosoziale Belastungsreaktionen werden bisher meist nur bei onkologischen Patienten ausreichend berücksichtigt.

Methodik: Die Studie wurde als longitudinale prospektive Kohortenstudie durchgeführt. Eingeschlossen wurden 50 Patienten, die sich bei gesicherter periprothetischer Infektion (Hüfte/Knie) einer zweizeitigen Wechseloperation unterzogen haben. Es erfolgte ein Selbstauskunft-Fragebogen-Screening zu psychosozialen Belastungssituation mittels etablierter und psychometrisch geprüfter Fragebögen (PHQ-4, SF-12, FLZ und PA-F-KF).

Die Screening Untersuchung erfolgte zu definierten Zeitpunkten: t1 erster postoperativer Tag, t2 vor Entlassung ins prothesenfreie Intervall, t3 Reimplantation der Endoprothese. Eine Bewertung erfolgte im Hinblick auf die Fragebogen spezifischen Cut-off-Werte (Depression/ Progredienzangst/ Angst/ Lebenszufriendheit). Die Ergebnisse wurden mit den Ergebnissen der deutschen Gesamtbevölkerung und mit Ergebnissen von onkologischen Patienten verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im PHQ -4 ergab sich ein Mittelwert von 4,8 (t1-t3), im Depressionsmodul (PHQ-2) von 2,9, im Ängstlichkeitsmodul (GAD-2) 1,9. 63% überschritten den Cut-Off Wert für eine Depression mindestens zu einem Zeitpunkt (t1-t3), 30% erreichten den Maximalwert von 6. Im Fragebogen zur Lebenszufriedenheit erreichte das Studienkollektiv einen deutlich niedrigeren Wert (33,70) im Vergleich zur Deutschen Gesamtbevölkerung 60,49, im Untermodul zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigte sich ein noch größerer Unterschied (-17,3 vs. 74,39). Im Progredienz-Angst-Fragebogen zeigten sich vergleichbare Werte zu onkologischen Erkrankungen. 44% lagen über den Cut-Off Werten. Zum Zeitpunkt der Klinikentlassung (t2) in das prothesenfreie Intervall zeigten sich die auffälligsten Werte (PHQ-4: 5,3, FLZ: -23,74, PA-F 31,3).

Die periprothetische Infektion stellt für die Patienten eine äußerst relevante psychosoziale Belastungssituation dar. Patienten erhalten bisher aufgrund fehlender oder verspäteter Identifikation keine ausreichende psychologische Betreuung. Die Lebenszufriedenheit, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Progredienzangst sind mit onkologischen Patienten vergleichbar.

Daraus lässt sich die Notwendigkeit für ein Routine-Belastungsscreening bei Patienten mit periprothetischen Infekten ableiten um betroffenen Patienten zu identifiziert und bedarfsgerecht behandeln zu können.