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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Vereinfachung der mikrobiologischen Diagnostik bei periprothetischen Infektionen durch die Sonikation als neuen Goldstandard

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kirsten Labbus - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Musculoskelettale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Berlin), Berlin, Germany
  • Georgi Wassilew - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Viktor Janz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany
  • Carsten Frank Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO17-1394

doi: 10.3205/16dkou605, urn:nbn:de:0183-16dkou6050

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Labbus et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der mikrobiologische Erregernachweis ist ein Grundstein der Diagnostik und Therapie von periprothetischen Infektionen (PJI). Durch neue immer komplexere Infektionsdefinitionen wird die Diagnostik von PJI aufwendiger und kostenintensiver.

Die Ueberlegenheit der Sonikation gegenueber periprothetischen Gewebsproben ist in der aktuellen Literatur gut belegt. Die Sonikation wird bisher lediglich als Ergaenzung und nicht als Ersatz fuer Gewebsproben eingesetzt. Ziel dieser Studie ist die Etablierung der Sonikation als mikrobiologischer Goldstandard um eine Effizienzsteigerung und Kostenreduktion der Diagnostik zu erreichen.

Methodik: In dieser monozentrischen retrospektiven Kohortenstudie wurden zwischen 10/2014 und 12/2015 100 Patienten eingeschlossen. Einschlusskriterium war eine Hueft- oder Knietotalendoprothesenrevision aufgrund einer PJI. Bei jedem Patienten erfolgte die Entnahme von Synovialfluessigkeit, periprothetischen Gewebsproben, der periprothetischen Membran fuer die Histologie und die Sonikation der explantierten Endoprothesenkomponenten. Ausschlusskriterien waren aseptische Endoprothesenrevisionen, unvollstaendige Probenentnahme oder das Vorliegen eines Spacers. Nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien wurden die Daten von 88 Patienten ausgewertet. Das Vorliegen einer PJI wurde nach folgenden Kriterien definiert: positiver Erregernachweis in mind. 2 Proben, positive Histologie, Fistel oder Pus. Die statistische Analyse der mikrobiologischen Verfahren erfolgte durch Sensitivitaet und Spezifitaet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In unserem Patientenkollektiv zeigte sich eine PJI-Inzidenz von 82%. 64% der Patienten zeigten einen positiven Erregernachweis in der Sonikation und 53% in den periprothetischen Gewebsproben. In 16% der Faelle konnten Erreger ausschliesslich mittels Sonikation nachgewiesen werden. Bei einem Verzicht auf periprothetische Gewebsproben und einer mikrobiologischen Diagnostik alleinig durch Sonikation und Synovialfluessigkeit waere ein Erregernachweis bei 74% der Patienten moeglich. 93% aller Patienten mit einem Erregernachweis zeigten eine positive Sonikationskultur.

Die Sensitivitaets- und Spezifitaetswerte der verschiedenen Proben sind in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt. Die Sonikation erzielte die hoechsten Sensitivitaetswerte in unserem Patientenkollektiv.

Unsere Resultate beweisen die Ueberlegenheit der Sonikation in der Diagnostik von PJIs. Aufgrund dessen ist die Sonikation als neuer mikrobiologischer Goldstandard zu betrachten. Dies verringert nicht nur die Komplexität der Diagnostik sondern führt auch zu einer erheblichen Kostenreduktion.