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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Häufigkeit und Progredienz periartikulärer Ossifikationen nach primärer Hüftendoprothetik im Verlauf von 5 Jahren postoperativ

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Roland E. Willburger - St. Elisabeth-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Rheumaorthopädie, Bochum, Germany
  • Friederike Busch - St. Elisabeth-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Rheumaorthopädie, Bochum, Germany
  • Stella Rösener - St. Elisabeth-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Rheumaorthopädie, Bochum, Germany
  • Matthias Heukamp - St. Elisabeth-Hospital, Ruhr-Universität Bochum, Rheumaorthopädie, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO15-478

doi: 10.3205/16dkou589, urn:nbn:de:0183-16dkou5896

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Willburger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Häufigkeit periartikulärer Ossifikationen (PAO) nach primärer Hüftendoprothesenimplantation wird in der Literatur mit bis zu 70%, bei fehlender Prophylaxe, angegeben. Die Standardtherapieverfahren zur Prophylaxe sind die in der Literatur als gleichwertig angesehene perioperative Bestrahlung oder die Gabe von nicht-steroidalen Antiphlogistika. Referenzsubstanz hierbei ist das Indometacin. Für die Wirksamkeit entscheidend scheint der frühe Beginn der Verabreichung und die ausreichend lange Dauer der Einnahme von mindestens 7 Tagen zu sein. Cyclooxygenase-2-Hemmer wie Celecoxib und Etoricoxib scheinen ebenfalls effektiv das Auftreten von PAO zu vermindern. In den Studien zum Nachweis von PAO nach primärer Hüftendoprothetik werden vorwiegend 1-Jahresergebnisse dargestellt. Eine eigene Pilotstudie (2014) hat gezeigt, dass auch im Verlauf nach 1 Jahr die Anzahl und Ausdehnung der PAO noch zunehmen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es einen längeren Zeitraum (5 Jahre) hinsichtlich der Häufigkeit und Ausdehnung von PAO zu untersuchen.

Methodik: In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Röntgenbilder von 75 Patienten, die in einer prospektiven Studie zum Einwachsverhalten eines zementfreien Hüftschaftes operiert worden waren, ausgewertet. Bei der 5 Jahresnachuntersuchung lagen von 61 Patienten (81%) Röntgenbilder 3 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre und 5 Jahre postoperativ zur Auswertung vor. Die Einteilung der PAO erfolgte nach Brooker.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach 5 Jahren hatten 39 Patienten (64%) keine PAO entwickelt. Hiervon hatten 6 Patienten (18%) keine oder eine zeitlich nicht ausreichende medikamentöse Prophylaxe erhalten. 22 Patienten (36%) hatten PAO entwickelt (wovon 14 also 64% keine oder eine zeitlich nicht ausreichende Prophylaxe erhalten hatten).

Nach 3 Monaten waren bei 11 Patienten, nach 1 Jahr bei 16 Patienten, nach 3 Jahren bei 20 Patienten und nach 5 Jahren bei 22 Patienten PAO nachweisbar. Von diesen 22 Patienten hatten 13 eine Ossifikation Grad I nach Brooker, 5 Grad II nach Brooker und 4 Grad III nach Brooker. Bei 8 Patienten wurde 1 Jahr postoperativ im Vergleich zu 3 Monate postoperativ eine höhere Brooker-Klassifikation festgestellt. Bei weiteren 8 Patienten zeigte sich nach 3 Jahren eine Zunahme der Brooker-Klassifikation. 2 Patienten wiesen nach 5 Jahren eine Erhöhung der Brooker-Klassifikation im Vergleich zu nach 3 Jahren auf.

Die vorliegenden Daten belegen, dass PAO auch nach 1 Jahr noch neu auftreten können und in ihrem Ausmaß zunehmen können. Zur Beurteilung von Prophylaxemaßnahmen sollte somit ein Nachuntersuchungszeitraum von mindestens 1 Jahr, besser 3 Jahren gewählt werden.