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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Therapiestrategie bei Fingerendoprotheseninfekten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christoph Biehl - UKGM, Klinik für Unfall-Hand-Wiederherst.chirurgie, Gießen, Germany
  • Alexander Hiob - UKGM, Klinik für Unfall-Hand-Wiederherst.chirurgie, Gießen, Germany
  • Gabor Szalay - UKGM, Klinik für Unfall-Hand-Wiederherst.chirurgie, Gießen, Germany
  • Christian Heiß - UKGM, Klinik für Unfall-Hand-Wiederherst.chirurgie, Gießen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO11-1422

doi: 10.3205/16dkou531, urn:nbn:de:0183-16dkou5311

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Biehl et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die endoprothetische Versorgung von Fingergelenken ist ein etabliertes Verfahren, insbesondere bei Rheumatikern. Aussagen zum Langzeitverlauf der Silastic-Prothesen von Swanson liegen seit langem vor. Allerdings sind Daten zu Infektionen und deren Therapie bei Fingerprothesen sehr spärlich vorhanden.

Ziel der Arbeit ist eine Therapie-Strategie bei periprothetischen Fingergelenkinfekten und die Übertragung des Algorithmus auf eine andere Patientengruppe (Unfallverletzte, Arthrotiker).

Methodik: Zwischen 1984 und 2014 wurden in der Abteilung für Orthopädie und Rheumaorthopädie Diakonie Krankenhaus XXX rund 1200 Fingergelenke endoprothetisch versorgt. Hierbei wurden 950 MCP-Gelenke und 217 PIP-Gelenke bei insgesamt 518 Patienten mit einer Prothese ersetzt.

Bei 36 Fingergelenken kam es im postoperativen Verlauf zu einer periprothetischen Infektion (30 MCP-Gelenke, 6 PIP-Gelenke). Die Infektion ereignete sich durchschnittlich 3,8 Jahre nach der endoprothetischen Versorgung (3 Monate - 9 Jahre). Bei der operativen Revision wurden die Prothesen entfernt und an den MCP-Gelenken Mini-Palacos- Ketten eingelegt. Eine erneute endoprothetische Versorgung im Sinne eines zweizeitigen Wechsels wurde bei 3 Patienten an insgesamt 10 Gelenken durchgeführt. An den PIP-Gelenken wurde hingegen nach Explantation die primäre Arthrodese bevorzugt.

Auf Grund der retrospektiven Ergebnisse wurde ein Therapiealgorithmus entwickelt und in einem anderen Setting (Klinik, Patienten) auf die Reliabilität untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: An Hand der Nachuntersuchungsergebnisse wurde eine einheitliche Therapiestrategie entwickelt, die dann insbesondere an den MCP Gelenken, angewendet wurde.

An den PIP Gelenken erfolgt eine einzeitige Versorgung mit Explantation der Prothese und Arthrodese in Funktionsstellung.

An den MCP Gelenken wird ein zweizeitiger Wechsel mit Palacos®-Ketten als Interimslösung und Replantation nach Ausheilung durchgeführt.

Infektion von Fingergelenksprothesen sind im Vergleich zu periprothetischen Infektionen an Hüfte und Knie erhöht und bewegen sich mit ca. 3 % im Rahmen der Infektionsrate an anderen Prothesentragenden Gelenken (Schulter, Ellenbogen, Sprunggelenk). Die geringe Weichteildeckung und bradytrophes Sehnengewebe in unmittelbarer Nachbarschaft scheinen eine Infektion zu erleichtern. Bei der Revision haben sich an den MCP-Gelenken der zweizeitige Wechsel oder die sine-sine-Option (bei geringem funktionellen Anspruch) und an den PIP die primäre Arthrodese mit Drähten oder Fixateur extern bewährt. Der hierbei entwickelte Therapiealgorithmus bewährt sich auch in anderen Settings.