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Inzidenz der Anschlussdegeneration nach Bandscheibenprothese und ventralen Spondylodese an der Halswirbelsäule und ihre Auswirkung auf das klinische Ergebnis
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Die Anschlussdegeneration (ASD) ist eine bekannte Komplikation nach ventraler Fusion an der Halswirbelsäule (HWS). Die an einer Fusion angrenzenden Bewegungssegmente sind zusätzlicher biomechanischer Beanspruchung ausgesetzt, welche eine ASD begünstigt. Bandscheibenprothesen sollen diesen Effekt vorbeugen, indem sie das natürliche Bewegungsausmaß der Bandscheibe imitieren. Ziel der Studie ist der Vergleich der Inzidenz einer ASD nach ventraler Fusion und nach Implantation einer Bandscheibenprothese. Weiterhin soll die Auswirkung der ASD auf das klinische Ergebnis analysiert werden.
Methodik: Anhand eines seitlichen Röntgenbild der HWS wird prä- und postoperativ der Kellgren Score in den an das operierte Segment grenzenden Segmenten ermittelt. Der Kellgren Score beschreibt die Degeneration eines Bewegungssegments in 4 Graden. Die Differenz im Neck Disability Index (NDI) und die visuelle Analogskala für Schmerz (VAS) prä- und postoperativ beschreiben das klinische Ergebnis. Patienten mit nachgewiesener ASD werden denen ohne ASD gegenübergestellt. Zur Berechnung der Signifikanz wird der Fisher-Yates-Test und der t-Test für unabhängige Stichproben mit einem Signifikanzniveau von 5% angewendet.
Ergebnisse: Es konnten 30 Patienten mit ventraler Spondylodese mit einem durchschnittlichen Follow-up von 25,7 Monaten (11-47) und 30 Patienten mit Bandscheibenprothese mit einem durchschnittlichen Follow-up von 27,9 Monaten (10-58) eingeschlossen werden.
Im Vergleich der Spondylodesegruppe zur Prothesengruppe zeigt sich hinsichtlich der Verbesserung des NDI und der VAS prä- zu postoperativ kein signifikanter Unterschied (p=0,09 für NDI und p=0,86 für VAS).
In der Spondylodesegruppe zeigen 9 Patienten (30%) entweder eine kraniale (7 Patienten) und/oder kaudale (3 Patienten) ASD. In der Prothesengruppe treten bei 8 Patienten (26%) eine kraniale (5 Patienten) und/oder kaudale (4 Patienten) ASD auf. Der Unterschied ist nicht signifikant (p=0,78).
Die Patienten mit nachgewiesener ASD zeigen prä- zu post-OP eine durchschnittliche Verbesserung des NDI von 37,8 Punkten (±25,6) und eine durchschnittliche Verbesserung der VAS von 5,5 Punkten (±3,0). In der Gruppe ohne nachgewiesener ASD zeigt sich eine durchschnittliche Verbesserung des NDI von 37,8 Punkten (±24,1) und eine durchschnittliche Verbesserung der VAS von 5,6 (±3,0). Der Unterschied in den Gruppen ist weder im NDI (p=0,99) noch in der VAS (p=0,95) signifikant.
Schlussfolgerung: Das Auftreten einer ASD hat in dieser Studie keine signifikante Auswirkung auf das klinische Ergebnis. Weiterhin zeigt sich kein signifikanter Unterschied in der Inzidenz einer ASD nach Implantation einer Bandscheibenprothese oder einer ventralen Fusion. Aufgrund des fehlenden signifikanten Unterschied im klinischen Ergebnis der beiden Operationsmethoden, ist zu diskutieren ob die hohen Kosten für eine Bandscheibenprothese aufgewendet werden müssen.