gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Leukozyten als Interaktionsplattform zwischen Komplement- und Gerinnungssystem bei polytraumatisierten Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Rebecca Wiegner - Zentrum für Chirurgie, Klinik f. Unfall-, Hand-, Plast.- u. Wiederherstellungschir., Ulm, Germany
  • Stephanie Denk - Zentrum für Chirurgie, Klinik f. Unfall-, Hand-, Plast.- u. Wiederherstellungschir., Ulm, Germany
  • Miriam Kalbitz - Zentrum für Chirurgie, Klinik f. Unfall-, Hand-, Plast.- u. Wiederherstellungschir., Ulm, Germany
  • Manfred Weiß - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Anästhesiologie, Ulm, Germany
  • Florian Gebhard - Zentrum für Chirurgie, Klinik f. Unfall-, Hand-, Plast.- u. Wiederherstellungschir., Ulm, Germany
  • Markus S. Huber-Lang - Zentrum für Chirurgie, Klinik f. Unfall-, Hand-, Plast.- u. Wiederherstellungschir., Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocGR20-778

doi: 10.3205/16dkou478, urn:nbn:de:0183-16dkou4780

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Wiegner et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Ein schweres Gewebetrauma führt zu einer frühen übermäßigen Aktivierung des Komplement- und des Gerinnungssystems, welche mit einer schlechten klinischen Prognose assoziiert ist. Neben einer bereits gezeigten engen Interaktion dieser zwei Kaskaden in der flüssigen Phase gibt es Hinweise, dass Schlüsselmoleküle beider Systeme auch auf Leukozyten exprimiert werden. Deshalb haben wir einen möglichen Crosstalk zwischen Komplement und Gerinnung auf der Leukozytenoberfläche untersucht, um die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen insbesondere nach Polytrauma zu identifizieren.

Methodik: Hierzu führten wir eine prospektive klinische Studie in Patienten nach schwerem Trauma (ISS ≥ 32) und gesunden Freiwilligen durch. Die Studie wurde von der unabhängigen lokalen Ethikkommission der Universität Ulm genehmigt (Ethikvotum 244/11). Den Patienten wurde zum Zeitpunkt der Ankunft im Schockraum des Universitätsklinikums Ulm sowie im Zeitverlauf (4, 12, 24, 48, 120 und 240 h nach Trauma) Blut abgenommen. Zentrale Moleküle des Komplement- und des Gerinnungssystems wurden mittels Durchflusszytometrie auf der Leukozytenoberfläche bestimmt und mit dem Expressionsmuster gesunder Freiwilliger verglichen. Die statistische Analyse erfolgte mittels einfaktorieller ANOVA mit nachfolgendem Student-Newman-Keuls-Test. Das Signifikanzniveau war p < 0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Auf Neutrophilen und Monozyten war die Expression des wichtigsten antifibrinolytischen Faktors Plasminogenaktivator-Inhibitor-1 (PAI-1) 120 h nach Polytrauma signifikant erhöht, was eine Ursache der in Traumapatienten häufig verminderten Fibrinolyse und des höheren Thromboserisikos darstellen könnte. Der terminale Komplementkomplex (TCC) als Endprodukt der Komplementaktivierung war auf Granulozyten und Lymphozyten nicht detektierbar. Im Gegensatz dazu konnten wir bereits 24 bis 48 h nach Trauma eine verstärkte TCC-Inkorporation in die Monozytenmembran feststellen, die zu späteren Zeitpunkten (120 bis 240 h) wieder Werte von gesunden Probanden annahm. Die monozytäre Expression von Thrombomodulin als essentiellem Regulator der Aktivierung des sowohl antiinflammatorisch als auch antikoagulatorisch wirksamen Protein C wies ein der TCC-Kinetik vergleichbares Muster auf. Zudem korrelierten die detektierten TCC-Spiegel auf der Monozytenoberfläche positiv mit der Thrombomodulinexpression und negativ mit Thrombozytenkonzentrationen.

Unsere Daten weisen damit erstmalig auf eine Interaktion zwischen dem Komplement- und dem Gerinnungssystem auf zellulärer Ebene und eine mögliche Rolle von leukozytären Oberflächenmolekülen in der Entstehung einer posttraumatischen Gerinnungsstörung hin.