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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Analyse thrombozytärer und endothelialer Mikropartikel nach Polytrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Fröhlich - Städtische Kliniken Köln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie u. Sporttraumatologie, Köln, Germany
  • Nadine Schäfer - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Germany
  • Michael Caspers - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Germany
  • Julia K. Böhm - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Köln, Germany
  • Bertil Bouillon - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie u. Sporttraumatologie, Lehrstuhl der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Ewa K. Stürmer - IFOM, Universität Witten/Herdecke, Translationale Wundforschung, Köln, Germany
  • Marc Maegele - Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocGR12-853

doi: 10.3205/16dkou410, urn:nbn:de:0183-16dkou4102

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Fröhlich et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mikropartikel (MP) sind 0,1 - 0,9 µm große Vesikel, die nach Stimulation oder während der Apoptose als subzelluläre Vesikel von verschiedenen Zellen (Thrombozyten, Leukozyten, Erythrozyten, Endothelzellen und glatten Muskelzellen) freigesetzt werden. Es wird angenommen, dass die Partikel thrombozytären und endothelialen Ursprunges eine entscheidende Rolle an der Schnittstelle der plasmatischen und zellulären Gerinnung einnehmen. Um den Einfluss eines Polytraumas auf die Quantität der MP zu untersuchen, wurden für die vorliegenden Studie endotheliale und thrombozytäre MP von polytraumatisierten Patienten mit denen gesunden Probanden verglichen.

Methodik: Polytraumapatienten mit den folgenden Einschlusskriterien wurden in die Studie eingeschlossen: ISS>16, Alter>18 Jahren, <2000ml präklinische Flüssigkeitsgabe und <120 Minuten zwischen Unfall und Krankenhausaufnahme. Gesunde Probanden (n=10) durften bis zu 10 Tage vor der Blutabnahme keine Krankheitssymptome aufweisen. Personen mit einer gerinnungs-beeinflussenden Medikation wurden in beiden Gruppen ausgeschlossen. Nach einer standartisierten Aufreinigung des Blutes wurden die MP zwischen 0,3 und 0,9 µm mittels Durchflusszytometrie (BD Accuri C6) gemessen. Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mittels Kruskal-Wallis Statistik analysiert und mit weiteren klinischen Parametern nach Spearman korreliert.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt 22 schwerverletzte Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. Die Patienten waren durchschnittlich 59,6 ± 16 Jahre alt und hatten eine mittlere Verletzungsschwere von ISS 30,5 ± 13,5. Im Vergleich zu den gesunden Probanden war die Anzahl thrombozyt±rer CD42b+MP nach Polytrauma um das 9,4-fache erhöht (Mittelwert ± Standardabweichung: Trauma 2686 ± 3439/µl vs. Gesund 285 ± 59/µl; p=0,01). Prokoagulatorisch-aktive MP waren um das 20-fache erhöht (Trauma 546 ± 917/µl vs. Gesund 24 ± 30/µl; p=0,007). Endotheliale CD144+MP zeigten einen vergleichbaren Anstieg (Trauma 1571 ± 1790/µl vs. Gesund 176 ± 99/µl; p=0,001). Die Anzahl thrombozytärer und endothelialer MP korrelierte mit der Verletzungsschwere (Korrelationskoeffizient 0,67; p<0,001). Zudem korrelierte die Anzahl aktivierter endothelialer MP negativ mit dem INR (Korrelationskoeffizient -0,54; p=0,008).

Zusammenfassend ist die Anzahl thrombozytärer und endothelialer MP bei polytraumatisierten Patienten abhängig von der Verletzungsschwere erhöht. Diese Partikel scheinen einen prokoagulatorischen Effekt zu haben und wirken möglicherweise kompensatorisch in Bezug auf eine posttraumatische Gerinnungsstörung. Um die Funktionalität der MP auf ihr prokoagulatorisches Potential zu prüfen, bedarf es weiterer Studien.