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Arbeitsunfähigkeit und MdE nach Tibiakopffraktur in Abhängigkeit vom Fraktur-Typ und der Arbeitsschwere
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Welchen Einfluss hat der Frakturtyp bei Tibiakopffraktur auf die Dauer der Arbeitsunfähigkeit in Abhängigkeit der Arbeitsschwere (nach REFA-Klassifikation) und auf die nachfolgende Minderung der Erwerbsfähigkeit sowie auf das klinische Ergebnis.
Methodik: Methodik: Retrospektiv wurden n=39 (61) Patienten mit operativ versorgter Tibiakopffrakt durchschnittlich 29,7 Monate nach dem Unfallereignis nachuntersucht. Einschlusskriterien waren Berufstätigkeit, 18-65 Jahre, keine Polytraumatisierung und keine Verletzung der gleichen Extremität. Die Arbeitsschwere wurde anhand der REFA-Klassifikation kategorisiert und im Rahmen der Untersuchung die Kniegelenksfunktion anhand des Lysholm-Gillquist-Scores sowie des Oxford-Knee-Scores bewertet.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter lag bei Frauen (n=17) bei 50,6 Jahren und bei den Männern bei 42,3 Jahren (n=22). Nach der AO-Klassifikation erlitten 20 der 39 untersuchten Patienten eine Typ B-Fraktur und 19 eine Typ C-Fraktur. Der Lysholm-Gilllquist-Score lag bei 66,5 und der Oxford-Knee-Score bei 41 Punkten. Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen Typ B-Frakturen und C-Frakturen.
Die Arbeitsunfähigkeitsdauer lag bei Typ B-Frakturen im Median bei 91 Tagen und bei Typ C-Frakturen bei 140 Tagen (p< 0,05). 4 Patienten (3 mit Typ C-Frakturen, 1 mit Typ B-Fraktur) mussten ihre Arbeitszeit (im Mittel um 10,5 Stunden/Woche) reduzieren. Durch Umgestaltung des Arbeitsplatzes oder durch einen Arbeitsplatzwechsel kam es bei insgesamt 5 Patienten (4 Patienten mit Typ C-Frakturen, 1 Patient mit Typ B-Fraktur) zu einer Reduktion der Arbeitsschwere um 1-2 Klassen bei weiterhin vollschichtiger Arbeitsfähigkeit. Die Anzahl der stattgefunden Physiotherapietermine lag mit einem Median von 50 bei AO Typ C-Frakturen signifikant höher als bei Typ B-Frakturen mit einem Median von 18. Zwei Patienten wurden nach der Rehabilitation berentet. Sieben erhielten eine Minderung der Erwerbsfähigkeit um durchschnittlich 22,8% (3 Typ B-Frakturen, 4 Typ C-Frakturen).
Sechs Patienten wiesen eine Valgusfehlstellung auf (main axis deviation MAD) 18,2 ± 15,5mm nach lateral ausgehend vom Kniegelenkszentrum; vier Patienten eine Varusfehlstellung (mittlere MAD 21,25 ± 22mm nach medial ausgehend vom Kniegelenkszentrum) (p >0,05). Patienten mit Valgusfehlstellung erzielten im Lysholm-Gillquist-Score mit im Median 62 Punkten deutlich weniger Punkte als Patienten mit Varusfehlstellung (Median 90 Punkte) und Patienten mit gerader Beinachse (Median 72 Punkte) (p>0,05). Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit lag bei Patienten mit Valgusfehlstellung bei 150 Tagen, bei Patienten mit Varusfehlstellung bei 77 Tagen und bei Patienten mit gerader Beinachse bei 120 Tagen (p>0,05).
Schlussfolgerung: Tibiakopffrakturen bedingen eine langwierige Rehabilitation. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit hängt wesentlich vom Frakturtyp und dem zuvor ausgeübten Beruf (Arbeitsschwere) ab.