gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Wie bereiten sich werdende Chirurgen auf Operationen vor?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Andreas Proske - Krankenhaus Barmherzige Brüder, Unfallchirurgie/Orthopädie, Regensburg, Germany
  • Matthias Knobe - Klinik für Unfallchirurgie Universitätsklinik RWTH, Aachen, Germany
  • Bernd Füchtmeier - Krankenhaus Barmherzige Brüder, Unfallchirurgie/Orthopädie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI53-250

doi: 10.3205/16dkou384, urn:nbn:de:0183-16dkou3849

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Proske et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie ist eine der kostbarsten Phasen unserer chirurgischen Entwicklung. Das Heranreifen eines hochqualifizierten Experten im Rahmen dieses komplexen Prozesses ist geprägt vom Herzstück unseres Faches: "Operieren lehren und Operieren lernen". Allein die Vorbereitung auf eine Operation bietet zahlreiche Chancen hierfür. Doch wie bereiten sich Weiterbildungsassistenten überhaupt auf Operationen vor? Bereits bei dieser einfachen Frage können wir vielerlei konträre Ansichten und auch strukturelle Schwierigkeiten beobachten. Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu dieser Thematik. Unser Ziel war es zu differenzieren, wie Unfallchirurgen die ideale Vorbereitung auf elektive Eingriffe sehen und warum dies anscheinend häufig nicht suffizient gelingt.

Methodik: In den Monaten März und April 2015 wurden alle Ärzte der Orthopädie/Unfallchirurgie im Traumanetzwerk Ostbayern (TNO, 27 Kliniken) per Fragebogen befragt. Die Teilnehmer konnten in Freitextfeldern die ideale Vorbereitung und die Probleme bei der Realisierung formulieren, mittels Likert-Skalen die Wichtigkeit einzelner Elemente bewerten (Wichtigkeit 1 - 5, 5 am wichtigsten) sowie die Intensität, mit der ihnen dies gelingt (Likertskala: nicht, wenig, mittelmäßig, ziemlich, sehr intensiv).

Ergebnisse: Es konnten 150 Fragebögen ausgewertet werden (Rücklaufquote 59%). Studium des Zugangsweges, Patientenvisite, Aktenstudium, Kommunikation mit 1. Assistenten und Studium der OP-Taktik wurden sowohl bei den Freitext-Angaben als auch bei den Likertskalen als die wichtigsten Elemente erachtet. Es konnte jedoch ein relevantes Gefälle zwischen Ideal und Realität identifiziert werden: auf die Frage "Wie intensiv gelang es ihnen, dies bei der Vorbereitung zu realisieren?", gaben zwischen 26,7 und 46,7% der Teilnehmer an, dies entweder nicht, wenig oder nur mittelmäßig intensiv zu verwirklichen. Als Hauptprobleme nannten 48% Zeitmangel, 31% mangelnde Übungsmöglichkeiten und 29 % die zu späte Festlegung des OP-Plans. Motivationsmangel (2%) oder Frustration (7%) wurden selten angeführt.

Schlussfolgerung: Die Vorbereitung des Operateurs auf den Eingriff ist ein entscheidender Prozess bei einer Operation und beim Erlernen der Chirurgie. Unterschiedliche Faktoren (Administration, Arbeitszeitgesetz) konkurrieren mit unserem Kerngeschäft "Operieren lehren und Operieren lernen". Unsere Untersuchung zeigt, dass die werdenden Chirurgen bereits bei der Vorbereitung mit strukturellen Problemen kämpfen. Dass vor einem elektiven Eingriff rund 47% aller Teilnehmer das Studium der OP-Taktik und 37% die Patientenvisite nicht suffizient realisieren, gibt Anlass zur Optimierung des Lehrens und Lernens in der Weiterbildung. Die Analyse der Ergebnisse ermöglicht es, Prioritäten zu definieren und diese dann in klinikspezifische Konzepte zu transformieren (Mentoring, Übungsmöglichkeiten, Zeitmanagement).