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Multimodales Behandlungskonzept für Dekubiti III°-IV° bei Querschnittgelähmten
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2016 |
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Fragestellung: Die Behandlung III° und IV° Dekubiti bei Patienten mit einem Querschnittsyndrom stellt aus medizinischer und ökonomischer Sicht bis heute eine große Herausforderung dar. Durch die Entwicklung von multimodalen Therapiekonzepten konnten in wenigen retrospektiven Studien die Komplikations- und Rezidivraten auf 20 bis 30% gesenkt werden. Die Datenlage über die Wirksamkeit dieser Komplexbehandlungen ist aufgrund des heterogenen Patientengutes und der unterschiedlichen Interventionen uneinheitlich.
Das Ziel der Studie ist die Analyse eines etablierten interdisziplinären Behandlungskonzeptes für tiefe Dekubiti für die Lokalisationen Sitzbein, Trochanter major und Sakrum im Hinblick auf Komplikationen und Risikofaktoren.
Methodik: Das 6-Säulen-Konzept besteht aus den definierten Therapiealgorithmen der Druckentlastung, Wundkonditionierung, Ausgleich der Malnutrition, der plastisch-chirurgischen Versorgung, die antibiotische Therapie und der Nachbehandlung mit definierter Mobilisationszeit und Schulung.
Design: prospektive Fallserie von 08/2008 bis 12/2012 in zwei spezialisierten Zentren
Setting: Patienten mit einer Querschnittlähmung die zur operativen Versorgung eines tiefen Dekubitus in ein Querschnittzentrum aufgenommen wurden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 54 Patienten mit einem Alter zwischen 18-87 Jahren (MW: 52 Jahre) wurden insgesamt 73 fascio- oder myokutane Lappenplastiken durchgeführt. Die weiteren Parameter waren mit der allgemeinen Literatur vergleichbar: 14x weibhlich, 40x männlich; 16x Tetraplegie, 27x Paraplegie, 11x andere Querschnittsyndrome; 33x ASIA A, 11x ASIA B, 8x ASIA C, 2x ASIA D. In 69% erfolgte eine offene Wundbehandlung mit Lavasept®. Die Charakteristika der Wundkonditionierung sind in Grafik 1 dargestellt. Es wurden standardisierte Lappenplastiken je nach Lokalisation (Sakrum = Gluteus maximus, Sitzbein = Gluteus maximus oder Hamstrings, Trochanter major = Tensor fasciae latae) eingesetzt. Die Charakteristika der Dekubituslokalisation sind in Grafik 2 dargestellt. Die Entlassung erfolgte bei einer Sitzbelastung im Rollstuhl von 2 Stunden pro Tag (MW: 102 Tage). 27% aller tetraplegischen Patienten mussten aufgrund einer behandlungsassoziierten Pneumonie antibiotisch behandelt werden. Bei einer mittleren Verlaufsbeobachtung von 2.7 Jahren zeigte sich in 12% der Fälle ein behandlungswürdiges Rezidiv.
Behandlungszeiten und -abläufe waren abhängig von der Dekubituslokalisation und -anzahl. Unser multimodales Behandlungskonzept führte im Vergleich zu den Literaturangaben(1) zu einer verbesserten Heilungsdauer und Komplikationsrate. Bedingt durch die langen Liegezeiten zeigte sich bei tetraplegischen Patienten eine hohe Rate an Pneumonien. Da die Patientenzahl für multivariate Analysen zu klein ist, sollten diese in einer multizentrischen prospektiven Studie untersucht werden, um die Evidenz zu erhöhen.