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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Die peri-implantäre Femurfraktur: Eine vergessene Entität?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Franz Müller - KH Barmherzige Brüder, Regensburg, Germany
  • Michael Galler - KH Barmherzige Brüder, Regensburg, Germany
  • Michael Zellner - KH Barmherzige Brüder, Regensburg, Germany
  • Christian Bäuml - KH Barmherzige Brüder, Regensburg, Germany
  • Bernd Füchtmeier - KH Barmherzige Brüder, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI52-266

doi: 10.3205/16dkou377, urn:nbn:de:0183-16dkou3778

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Müller et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine Femurfraktur bei einliegender Osteosynthese wird definitionsgemäß als peri-implantäre Femurfraktur (PIF) bezeichnet. Aufgrund der geringen Inzidenz sind diese Verletzungen bisher in der Literatur nahezu unberücksichtigt geblieben.

Methodik: Das Einschlusskriterium war eine PIF bei einliegenden Femurnagel (PFN) oder dynamischer Hüftschraube (DHS). Anhand dieser Kriterien wurden alle prospektiv in einer Datenbank dokumentierten operativen Eingriffe der Jahre 2006 bis 2015 retrospektiv analysiert. Alle noch verfügbaren Patienten wurden mindestens 1 Jahr telefonisch kontaktiert und der Parker Score evaluiert.

Ergebnisse: Die Analyse ergab 24 Patienten (21x weiblich). Hiervon 15 mit Versorgung in unserer Klinik, 10 mit auswärts erfolgter Osteosynthese. Im genannten Zeitraum wurden unsererseits total 1273 proximale Femurfrakturen osteosynthetisch versorgt, die Gesamtinzidenz einer PIF betrug somit 1,2%. Hisichtlich der Inzidenz zeigte sich allerdings ein 3-fach erhöhtes Risiko für PFN im Vergleich zur DHS. Das mittlere Lebensalter betrug 84,5 Jahre (57-95). Osteosynthetisch lag 16x ein kurzer, 5x ein langer PFN, sowie 3x eine DHS ein. Die peri-implantäre Fraktur ereignete sich aufgrund eines Sturzes zur Ebenen im Mittel 30 Monate (1-146) postoperativ. Therapeutisch wurde das einliegende Implantat 13x belassen und 11x wurde zunächst eine Implantatentfernung durchgeführt. Die mit einer Ausnahme durchwegs spiralförmigen Frakturen wurden sodann 18x mit LISS, 4x mit langen PFN, sowie jeweils 1x mit DFN bzw. Cerclagen stabilisiert. Bei lediglich 2/24 Patienten (8,3%) mussten im Verlauf postoperative Revisionen vorgenommen werden. Zum Zeitpunkt der NU waren 6/24 Patienten (25%) im ersten Jahr verstorben. Insgesamt 16 Patienten konnten im Mittel 41 Monate (6-100) postoperativ erreicht werden, dies ergab für alle Patienten die volle Belastbarkeit der Extremität.

Schlussfolgerung: Die PIF stellt eine äußerst seltene Entität in der Alterstraumatologie dar. Trotz der geringen Gesamtinzidenz zeigte sich für den PFN im Vergleich zur DHS ein 3-fach erhöhtes Risiko für eine PIF. Bei einem Marknagel wird grundsätzlich keine Implantatentfernung empfohlen, welche bei einliegender DHS notwendig erscheint. Als Verfahren der Wahl hat sich die Anwendung einer langstreckigen winkelstabilen Plattenosteosynthese bewährt.