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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016)

25.10. - 28.10.2016, Berlin

Einfluss von Cumarineinnahme auf den Akutverlauf bei der Schenkelhalsfraktur des älteren Menschen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Fabian Kübler - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Johannes Fakler - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2016). Berlin, 25.-28.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWI52-340

doi: 10.3205/16dkou376, urn:nbn:de:0183-16dkou3764

Veröffentlicht: 10. Oktober 2016

© 2016 Kübler et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Schenkelhalsfraktur gehört zu den häufigsten Frakturentitäten des älteren Menschen und stellt für die Patienten auch heute noch eine akute Gefahr da. Innerhalb des ersten Jahres nach geriatrischer Schenkelhalsfraktur versterben zwischen 20 und 30% der betroffenen Patienten. Zum Unfallzeitpunkt bereits bestehende Vorerkrankungen und Medikationen erhöhen das Narkoserisiko und komplizieren den Verlauf der Akutbehandlung. Hierzu gehören potentiell auch die Antikoagulantien aus der Gruppe der Cumarin-Derivate, welche in den letzten Jahren insbesondere in der älteren Bevölkerung als weit verbreitete Dauermedikation angewandt werden. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Einflüsse der bestehenden Medikation mit Cumarin-Derivaten auf den Akutverlauf der Behandlung älterer Patienten mit Schenkelhalsfrakturen zu untersuchen.

Methodik: Im Zeitraum von 07/2010 bis 06/2012 wurden alle über 60jährigen Patienten, welche aufgrund eines Oberschenkelhalsbruchs an unserem Klinikum behandelt werden mussten, prospektiv erfasst. Es erfolgte unter anderem die Dokumentation der Dauermedikationen, sowie der Quickwerte zum Aufnahmezeitpunkt und direkt vor der Operation. Des Weiteren wurden prä- und postoperative Hb-Werte sowie Todesfälle und weitere Komplikationen im Akutverlauf erfasst und statistisch ausgewertet.

Ergebnisse: 172 Patienten wurden operativ versorgt. Der Altersdurschnitt betrug 82,1 Jahre. Bei 15 (8,7%) der Patienten bestand eine laufende und laborchemisch wirksame Cumarintherapie, durch welche sich die durchschnittliche Wartezeit bis zur operativen Versorgung signifikant (p=0,01) um knapp 24 Stunden (59,53h bei Cumarineinnahme vs. 35,69h in der Kontrollgruppe) erhöhte. Patienten mit Cumarintherapie verstarben signifikant häufiger (26,7% vs. 7,0%; p=0,01) während des Akutaufenthaltes als Patienten der Kontrollgruppe. Nicht zuletzt aufgrund der erhöhten Wartezeit wurden Cumarinpatienten bevorzugt (12 von 15) endoprothetisch versorgt. 2 (16,7%) dieser 12 endopothetisch operierten Cumarinpatienten verstarben nach Gerinnungsausgleich im Rahmen eines unmittelbar perioperativen thromboembolischen Ereignisses (3,8% der Endoprothesenpatienten in der Kontrollgruppe; p=0,066). Hinsichtlich des Hb-Verlustes in Folge der durchgeführten Operation und des Auftretens allgemeiner Komplikationen bestand kein statistisch relevanter Unterschied zwischen den Gruppen.

Schlussfolgerung: Patienten mit Cumarintherapie müssen nicht nur aufgrund der Medikation selbst, sondern auch wegen der zugrundeliegenden Erkrankungen als Hochrisikopatienten bei geriatrischer Schenkelhalsfraktur gewertet und dementsprechend differenziert behandelt werden. Die vorliegenden Daten legen für diese Patienten ein erhöhtes Mortalitätsrisiko im Akutverlauf nahe. Insbesondere die zementaugmentierte Endoprothetik sollte bei diesen Patienten aufgrund der zusätzlichen Gefährdung durch Zementembolien wohl überlegt sein.